Kultur:Große Bühne

In den Neunzigerjahren werden in Germering, Puchheim und Fürstenfeldbruck die Stadthallen eröffnet. Seither wird das kulturelle Angebot breiter. Der Landkreis damals war kulturelles Ödland, aber es keimten schon die ersten zarten Triebe.

Von Florian J. Haamann

Kultur: Die Germeringer Stadthalle ist das erste große Veranstaltungshaus im Landkreis. Der Bau kostet 75 Millionen D-Mark und wird am 30. April 1993 eröffnet.

Die Germeringer Stadthalle ist das erste große Veranstaltungshaus im Landkreis. Der Bau kostet 75 Millionen D-Mark und wird am 30. April 1993 eröffnet.

(Foto: Günther Reger)

Mit seinen drei großen Veranstaltungshäusern in Fürstenfeldbruck, Germering und Puchheim und den unzähligen kleinen Veranstaltern, den Ausstellungsräumen, Laientheatern und Musikbühnen hat der Landkreis heute eine der lebendigsten Kulturszenen der Region. Als die Fürstenfeldbrucker Neuesten Nachrichten vor 40 Jahren erschienen, war das allerdings noch ganz anders: Der Landkreis war kulturelles Ödland, aber es keimten schon die ersten zarten Triebe.

Ganz im Westen des Landkreises etwa hatte der heutige Kreisheimatpfleger Toni Drexler schon 1975 im Gasthof Sandmeir das Hörbacher Montagsbrettl gegründet, die älteste heute noch bestehende Kleinkunstbühne Bayerns. Dort formten die Well-Brüder die legendäre Biermösl Blosn, dort traten Künstler wie Fred Fesl und Rainer Panitz von den Mehlprimeln auf, als im Osten des Landkreises noch kaum etwas zu erleben war.

In Fürstenfeldbruck öffnete sich dann erst im Januar 1985 erstmals der Vorhang der Neuen Bühne Bruck. Mit ihren provokanten Inszenierungen - es gab Stücke über Inzest und Homosexualität und nackte Schauspieler - war die Bühne vor allem konservativen Politikern und vielen Bürgern lange ein Dorn im Auge. Immer wieder gab es die Forderung, dem Theater keine Unterstützung zukommen zu lassen oder es gleich ganz zu schließen. Erst mit den Jahren entspannte sich das Verhältnis, und die Neue Bühne wurde zum zwar ungezogenen, aber doch geliebten Kind der Stadt.

In Bruck liefen längst die Planungen für ein kommunales Kulturhaus auf dem Klosterareal. Bereits 1979 hatte die Stadt einen Teil des Geländes vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds gekauft. Schon damals war klar: In den verfallenen Gebäuden sollte irgendwann einmal Kultur stattfinden, im Idealfall soll sogar eine Stadthalle gebaut werden. Doch die finanziellen Risiken und die Auflagen des Denkmalschutzes erschienen als so groß, dass die Pläne in der Schublade verschwanden.

Von 1992 an belebte die IG Kultur das Areal mit verschiedenen Projekten im Haus 10. Mit ihren Veranstaltungen unter dem Titel "Klosterprobe Kultur" zeigte sie, dass ein Betrieb in den vorhandenen Räumen möglich ist.

Es sollte noch einmal ein paar Jahre dauern, bis im März 1997 der Stadtrat den Entschluss zur Sanierung der bestehenden Gebäude und zum Bau des Veranstaltungsforums fasste. Die Arbeit des Hauses 10 hatte gezeigt, dass es nicht unbedingt einen riesigen Neubau braucht, wie er im Gespräch war. 50 Millionen Mark wurden in die kleinere Lösung investiert. Im Oktober 2001 war es dann soweit: Fürstenfeldbruck hatte eine eigene Stadthalle, die sofort gut angenommen wurde.

Andernorts allerdings zwar man zu diesem Zeitpunkt schon viel weiter. Denn als erstes großes Veranstaltungshaus im Landkreis wurde bereits im April 1993 die Stadthalle in Germering eröffnet. Bereits in den Siebzigerjahren existierten Pläne für ein "Bürgerzentrum". Aber erst mit der Zusammenlegung von Germering und Unterpfaffenhofen wurde es konkreter. Bei der Eröffnung der Halle sprach der damalige Bürgermeister Peter Braun von einem "historischen Glücksfall", weil das frühere Industriegelände am Rand der ehemaligen Einzelgemeinden nun die Ortsmitte darstellte, die man ansprechend gestalten wollte.

Ebenfalls vor den Fürstenfeldbruckern eröffneten die Puchheimer ihr Kulturzentrum. Es ist zwar das kleinste der drei großen Veranstaltungshäuser, aber mit seinem besonderen Programm lockt es seit der Eröffnung im April 1999 dennoch regelmäßig viele Besucher an. Eigentlich sollte das 23,5 Millionen Mark teure Gebäude bereits im Herbst 1998 seine Türen öffnen. Allerdings gab es immer wieder Verzögerungen beim Bau, unter anderem wegen des damals weltweit einmaligen Membrandachs. Und wie auch in den anderen Hallen war in Puchheim von Anfang an klar, dass dort nicht nur bekannte Gäste, sondern auch lokale Künstler immer ihren Platz finden sollen.

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