Kultur:Der Monaco bekommt Gesellschaft

Bereits in einem halben Jahr könnte eine Helmut-Dietl-Statue neben der Skulptur von Helmut Fischer stehen. Die Kosten von 75 000 Euro sollen sich Spender, der Bezirksausschuss und die Familie Eisenrieder teilen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Dem Filmregisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl könnte noch heuer an der Münchner Freiheit in Schwabing eine Bronze-Statue errichtet werden. Der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann hat am Dienstag mehrheitlich beschlossen, bis zu 25 000 Euro aus seinem Budget für das Projekt zur Verfügung zu stellen; zudem wurde bekannt, dass die Familie Eisenrieder, Eigentümer des Cafés Münchner Freiheit, den gleichen Betrag beisteuert. Nun fehlen noch rund 25 000 Euro, die das Gremium über Spenden einsammeln will. "Es ist ein großer Brocken der Kosten gesichert", sagte der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD). Bereits am 8. November dieses Jahres soll das Dietl-Monument enthüllt werden, welches neben die Plastik des Schauspielers Helmut Fischer als Monaco Franze vor dem Café Münchener Freiheit platziert wird.

Kultur: So ähnlich wie Karl Eisenrieder (links) soll er sitzen: Helmut Dietl wird an Helmut Fischers Tisch an der Münchner Freiheit Platz nehmen, mit übereinander geschlagenen Beinen, leicht das Tischbein antippend, möglicherweise eine Zigarette in der Hand.

So ähnlich wie Karl Eisenrieder (links) soll er sitzen: Helmut Dietl wird an Helmut Fischers Tisch an der Münchner Freiheit Platz nehmen, mit übereinander geschlagenen Beinen, leicht das Tischbein antippend, möglicherweise eine Zigarette in der Hand.

(Foto: Catherina Hess)

Die Idee für eine Dietl-Statue war im Juli 2016 erstmals öffentlich artikuliert worden. Eine Besucherin der Schwabinger Bürgerversammlung stellte den Antrag, der Monaco-Skulptur eine ebenso lebensechte Plastik von Dietl beizustellen. Die Stadt will die Statue für den Regisseur, bekannt und verehrt für populären Serien wie "Münchner Geschichten", "Monaco Franze" oder "Kir Royal", aber nicht realisieren, wie das Kulturreferat im April 2018 beschied. Zur Begründung hieß es, mit der Straßenbenennung nach Dietl im Werksviertel sei eine Würdigung erfolgt.

Kultur: Nikolai Tregor hat schon erste Skizzen von der geplanten Dietl-Plastik angefertigt.

Nikolai Tregor hat schon erste Skizzen von der geplanten Dietl-Plastik angefertigt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Bezirksausschuss entschied sich auf Betreiben des Vorsitzenden Lederer-Piloty, die Denkmal-Initiative zur Hälfte als öffentliches, zur Hälfte als privates Projekt voranzutreiben. Der SPD-Politiker verhandelte mit der Familie Eisenrieder, welche die Monaco-Statue finanziert hatte und nun ein Drittel der anvisierten Gesamtkosten von 75 000 Euro zahlt. "Es gibt bereits Zusagen für Spenden. Das ist ein durchaus erheblicher Betrag", berichtete Lederer-Piloty und signalisierte, dass die 25 000 Euro aus dem BA-Budget womöglich gar nicht komplett benötigt würden. Spenden sind, "frei nach dem Titel der Dietl-Autobiografie: A bissel was geht immer" erwünscht auf das Konto bei der Landeshauptstadt München, IBAN: DE 34 7002 0270 0000 0813 00, Verwendungszweck: 91004151830124 BA 12 Helmut Dietl). Einige BA-Mitglieder formulierten allerdings Zweifel, ob die Subventionierung der Statue auf der Freischankfläche eines Lokals überhaupt zulässig ist.

Kultur: Schon in einem halben Jahr könnte eine Helmut-Dietl-Statue vor dem Café Münchner Freiheit stehen.

Schon in einem halben Jahr könnte eine Helmut-Dietl-Statue vor dem Café Münchner Freiheit stehen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Gestaltung der Skulptur soll der Münchner Künstler Nikolai Tregor übernehmen, der auch die Monaco-Statue geschaffen hat, dazu weitere markante Werke wie die Büste der Sophie Scholl in der Weiße-Rose-Gedenkstätte der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) oder den Kopf von Franz Josef Strauß für die Bayerische Staatskanzlei. Der 71-Jährige kannte Dietl persönlich und ist ein großer Bewunderer seines Werks. "Es ist höchste Zeit für ein Denkmal für ihn; ich wüsste nicht, welches Monument im Moment wichtiger wäre." Er hat bereits erste Skizzen zur Gestaltung angefertigt; inspiriert hat ihn dabei, wie er sagt, ein Foto der SZ-Fotografin Catherina Hess, abgedruckt in der Süddeutschen Zeitung am 17. März 2018, als der Plan für die Umsetzung einer Dietl-Statue konkrete Formen annahm.

Das Foto zeigt Karl Eisenrieder senior mit seinen Söhnen Max und Karl junior bei der Monaco-Skulptur; Eisenrieder senior sitzt entspannt zurückgelehnt, hat die Beine übereinander geschlagen und tippt lächelnd mit dem Fuß an ein Stuhlbein des kippenden Tisches. "Viele fragen sich, warum der Tisch so schief ist. Dietl würde mit seinem Fuß den Tisch anheben und neckt damit seinen langjährigen Freund und Weggefährten Helmut Fischer", so Tregors Idee. Fischer wurde damals, 1997, bereits fünf Monate nach seinem Tod ein Denkmal gesetzt; bei Helmut Dietl, seinem Freund, der am 30. März 2015 starb, wären es dann etwas mehr als 43 Monate, wenn Tregor seinen Wunschtermin 8. November halten kann.

Es ist der Tag seines, Tregors, Geburtstags, zudem der 21. Jahrestag der Enthüllung der Monaco-Statue. Der Künstler will im Übrigen auch einem Hinweis der Witwe Tamara Dietl nachkommen: Sie hatte zuletzt den Wunsch geäußert, die Skulptur solle eine Zigarette - zu Lebzeiten nahezu ein Markenzeichen des Kettenrauchers Dietl - in die Hand bekommen.

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