Kritik an Regensburger Vorlesung:Vatikan weist Kritik an Papst-Äußerungen zurück

In Regensburg hatte Benedikt XVI. einen mittelalterlichen Kaiser mit den Worten zitiert, alles Neue, das Mohammed gebracht habe, sei schlecht und inhuman gewesen. Muslime in Deutschland und der Türkei zeigten sich darüber sehr verärgert. Jetzt heißt es in Rom, der Papst respektiere den Islam.

Der Vatikan hat die Kritik von Muslimen an Äußerungen Papst Benedikts XVI. zum Islam zurückgewiesen. Der Papst respektiere den Islam, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi nach der Rückkehr des Kirchenoberhaupts von dessen Deutschlandbesuch.

Kritik an Regensburger Vorlesung: "Wollte niemanden verletzen": Papst Benedikt in Regensburg.

"Wollte niemanden verletzen": Papst Benedikt in Regensburg.

(Foto: Foto: ddp)

Benedikt wolle den Respekt und den Dialog mit anderen Religionen und Kulturen vorantreiben, auch mit dem Islam.

Führende Muslime in Deutschland und der Türkei hatten sich zuvor verärgert über die Äußerungen des Papstes zum Islam während seines Deutschlandbesuchs geäußert.

Benedikt hatte einen christlichen Kaiser aus dem Mittelalter zitiert, der den Propheten Mohammed scharf kritisierte.

Er zitierte Kaiser Manuel II. Palaeologos mit den Worten: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst Du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten...".

Papst Benedikt XVI. hatte in Regensburg erklärt, Religion dürfe niemals zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden oder gar selbst zur Gewalt aufrufen.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dem Tagesspiegel, es falle ihm schwer zu glauben, "dass der Papst gerade im Verhältnis zur Gewalt die Grenze zwischen Islam und Christentum sieht". Schließlich sei auch die Geschichte des Christentums blutig gewesen - "man denke nur an die Kreuzzüge oder die Zwangsbekehrungen von Juden und Muslimen in Spanien".

Auch Benedikts Einschätzung des Islams als einer Religion, die nicht auf Vernunft baue, verstehe er nicht, sagte Mazyek: "Gerade im Islam ist der Vernunftgedanke besonders präsent. Für die islamische Rechtsprechung ist der Gebrauch des eigenen Kopfes sogar eine der Säulen."

Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, nannte die Aussagen des Papstes während seines Deutschlandbesuchs "irritierend und höchst bedauerlich". Benedikt habe zu Beginn des Besuchs an die Politik appelliert, den Dialog der Kulturen und Religionen zu verstärken. Dies sei allerdings "kein positiver Beitrag dazu", sagte Kizilkaya dem Blatt. "Wenn wir alle in die historische Kiste greifen wollten, dann wäre der Dialog kaum möglich."

Der oberste islamische Geistliche in der Türkei, Ali Bardakoglu, forderte den Papst auf, seine Äußerungen zurückzunehmen und sich zu entschuldigen. Er fühle sich von den Bemerkungen beleidigt, sagte der Vorsitzende des Direktorats für religiöse Angelegenheiten laut der Nachrichtenagentur Anadolu.

Bardakoglu richtete zugleich Vorwürfe gegen das Christentum. Nicht der Islam, sondern das Christentum habe das Schwert zur Bekehrung genutzt, sagte der Geistliche. "Die Kirche und die westliche Öffentlichkeit haben Kreuzzüge begonnen, weil sie im Islam den Feind sehen."

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