Kritik an Able als Wiesnwirt:Vergabe der Zelte "kein Hokuspokus"

Siegfried Able

Siegfried Able, hier mit Frau Sabine, ist neuer Wiesn-Wirt - bisher gibt es deswegen vor allem viel Kritik.

(Foto: oh)

Der neue Wiesnwirt Siegfried Able wehrt sich gegen die Gerüchte, bei der Krätz-Nachfolge könne gemauschelt worden sein. Bis zur Entscheidung habe er sich aus Prinzip nicht öffentlich geäußert. Erst jetzt erklärt er seinen Erfolg.

Von Franz Kotteder und Bernd Kastner

Die Debatte um das neue Wiesnzelt "Marstall" und seinen Wirt Siegfried Able reißt nicht ab. Auch nach der Stadtratsentscheidung vom Montag kocht die Gerüchteküche wegen möglicher Mauscheleien bei der Konzessionsvergabe. Dem sind nun Able und die Stadt unabhängig voneinander entgegengetreten.

Able bestritt entschieden, irgendwelche privaten Verbindungen zur Münchner SPD oder gar verwandtschaftliche Beziehungen zur Zweiten Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), wie immer wieder kolportiert wird: "Weder mit der Frau Strobl noch mit sonst jemanden aus der Kommunalpolitik bin ich verschwistert oder verschwägert." Er habe auch nie Weihnachtsfeiern für die SPD ausgerichtet, wie ebenfalls behauptet werde: "Die SPD hat einmal zu Weihnachten einen Presseempfang in meinem Eiszauber am Stachus gemacht und alles brav bezahlt. Das waren vielleicht 300 Euro."

Able, der sich bis zur Entscheidung "aus Prinzip, das ist für mich eine Stilfrage", nicht öffentlich äußerte, erklärte auch, warum er sich in diesem Jahr nur für ein großes Zelt und nicht auch für ein kleines beworben hatte - in den vergangenen Jahren hatte er noch die "Kalbs-Kuchl" mit 300 Sitzplätzen. Diesmal sei er aufs Ganze gegangen, weil schon damit zu rechnen gewesen sei, dass Sepp Krätz seine Zulassung für das Hippodrom verlieren würde: "Ich wollte damit auch zeigen, dass ich es ernst meine und mich nicht nur pro forma bewerbe."

Mögliche Vorabinformationen durch die Verwaltung bestritt Able entschieden, seine Bewerbung sei das Ergebnis sorgfältiger und gründlicher Vorarbeit: "Jeder, der das will, kann schließlich aus seiner Erfahrung heraus irgendwann beurteilen, was bei so einer Bewertung zählt." Er habe eine sehr ausführliche Bewerbung vom Umfang eines Buches eingereicht, die möglichst wenig Fragen offen ließ. Schon seine erste Bewerbung für einen Wiesnplatz vor zehn Jahren mit der "Kalbs-Kuchl" habe 70 Seiten umfasst. Vermutlich hätten seine Konkurrenten da weniger geliefert, meint er: "Das ist wie bei einer Personalbewerbung auch, da ist die Papierform doch auch schon wichtig. Wenn mir einer eine perfekte, ausführliche Bewerbung abliefert, dann nehme ich den eher als einen, der einen Wisch mit drei Sätzen abgibt."

1300 bis 1400 Bewerbungen pro Jahr

Das Vergabeverfahren sei nicht geheim und "kein Hokuspokus", betont man im zuständigen städtischen Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW). Außerdem sei es in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach von Gerichten überprüft und bestätigt worden. Jeden Herbst veröffentlicht die Stadt ein Bewerbungsformular, im Amtsblatt und im Fachblatt für Schausteller namens "Der Komet". Bis Silvester müssen die Unterlagen vorliegen: Dazu gehören detaillierte Angaben zu dem, was ein Bewerber aufbauen will. Insgesamt landen im RAW pro Jahr rund 1300 bis 1400 Bewerbungen, sei es für Autoscooter, Wurfbuden oder Zelte, aber nur für knapp die Hälfte der Interessenten reiche der Platz.

Die Unterlagen werden dann pro Kriterium mit 0 bis 11 Punkten bewertet. Beispiel "Stammbeschicker": Ein Punkt für alle fünf Jahre, die ein Wirt oder Schausteller auf der Wiesn vertreten ist. "Ortsansässig" ist nur, wer seinen Betrieb in München hat, die volle Punktzahl gebe es erst nach elf Jahren Ortsansässigkeit. "Tradition" wirke sich erst aus, wenn ein Schausteller oder Wirt mit demselben Geschäft oder Zelt mindestens 40 Jahre auf der Wiesn ist. So bekam das Hippodrom, das Sepp Krätz seit 1995 betrieb, gar keinen Punkt, obwohl es als sehr traditionsreiche Marke gilt. Unter "Anziehungskraft" bekämen praktisch alle Zelte 10 oder 11 Punkte, weil nie Flaute ist. Minimale Unterschiede ergäben sich nur, weil zur Mittagszeit nicht jedes Zelt voll besetzt ist. Zwar könne man bei einem neuen Zelt, wie dem "Marstall" die Anziehungskraft nur schätzen, aber man könne davon ausgehen, dass auch dieses Zelt gut besucht sein werde, was zwangsläufig zu einer sehr guten Bewertung führt.

Auf Nachfrage gebe man Interessenten jederzeit Auskunft über Details der Anforderungen. Auch die verfügbare Fläche sei kein Geheimnis: So habe man die Größe des Hippodrom-Platzes in den Lageplänen abmessen oder gleich beim RAW nachfragen können. Entsprechend seien auch mehrere Bewerbungen mit der genau passenden Größenangabe eingegangen. Im RAW betont man, dass das Verfahren so transparent und überprüfbar wie möglich sei: Es könne nicht nur jeder Wirt seine Bewertung abfragen und aus Schwachpunkten lernen. Auch jeder Stadtrat habe Einblick in die Unterlagen. Und wenn ein unterlegener Bewerber vor Gericht ziehe, müsse die Stadt auch darlegen können, warum ein Konkurrent gewonnen hat.

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