Krisenmanagement:Neue Verbindung nach Budapest

Die Behörden haben ihre Schlüsse gezogen und fühlen sich gerüstet

Von Melanie Staudinger

Die Verwandlung in und um die alte Schalterhalle am Starnberger Flügelbahnhof ist durchaus beachtlich. Nicht nur, dass dort mittlerweile ein Versorgungszentrum entstanden ist, sogar eines mit Biertischen und Bänken, damit die ankommenden und erschöpften Flüchtlinge nicht mehr länger am Boden sitzen müssen. Auch die Behörden haben aus den Ereignissen ihre Schlüsse gezogen. Offiziell mag keiner so recht zugeben, dass Polizei und Regierung von Oberbayern nicht so recht wussten, was sie mit all den Flüchtlingen anfangen sollen. Die Beamten hatten keine Informationen, wie viele Menschen aus Ungarn anreisen würden. In der Nacht zum Dienstag war noch nicht einmal klar, wie viele Züge überhaupt einrollen würden. Erst hieß es, die letzten Flüchtlinge würden um kurz nach elf Uhr abends eintreffen. Um ein Uhr nachts standen dann noch einmal 300 vor den Toren des Flügelbahnhofs - da waren die vorherigen Fälle noch nicht einmal abgearbeitet.

Am Mittwoch klingt das schon ganz anders. "Wir erwarten heute maximal 500 Flüchtlinge", sagt etwa ein Sprecher der Münchner Polizei. Die Zeit der Überraschungen soll vorbei sein. In Budapest seien zum Beispiel mittlerweile Verbindungsleute der deutschen Bundespolizei stationiert. Diese würden die Situation dort genau beobachten und melden, falls die ungarische Regierung die etwa 3000 dort wartenden Flüchtlinge wieder Richtung Wien, Rosenheim und München ausreisen lässt. "Danach bleiben uns sechs Stunden für die Vorbereitung", sagt der Sprecher. Ihm zufolge reicht diese Zeitspanne aus, um das Ankunftszentrum am Münchner Hauptbahnhof wieder fit zu machen. "Wir müssen aber jetzt nicht dauernd mit personeller Höchststärke vertreten sein." Auch Regierungspräsident Christoph Hillenbrand spricht von einer verbesserten Zusammenarbeit: "Alle beteiligten Stellen, Regierung von Oberbayern, Polizei, Stadt München sowie die Bahn stehen nun in engem Kontakt und werten grenzüberschreitend eingehende Meldungen aus, um die Situation so planbar wie möglich zu machen."

Wer weiß, wann wie viele Asylsuchende ankommen, der kann sein Personal gezielter einsetzen. In sechs Stunden ließen sich auch ausreichend Wasser und Nahrungsmittel besorgen, selbst wenn wie am Dienstag mehr als drei Mal so viele Menschen registriert und in Unterkünfte gebracht werden müssen. "Wir haben bewiesen, dass wir das Alltagsgeschäft unter Kontrolle haben", sagt der Polizeisprecher. Bis zu 700 Flüchtlinge könne man an einem Tag bewältigen - wenn sie hintereinander kommen. Anders aber sei die Lage, wenn mehr als 300 Menschen gleichzeitig mit einem Zug anreisten und das mehrfach hintereinander innerhalb weniger Stunden. "So etwas hatten wir vorher noch nicht", erklärt er.

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