Krisenflüchtlinge am Flughafen München:Hilfsangebote für die Gestrandeten

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Bargeld, Sprachkurse und zur Not ein freies Zimmer: Seit Monaten lebt eine griechisch-bulgarische Familie am Münchner Flughafen. Seit einem SZ-Bericht melden sich Menschen und bieten ihre Hilfe an. Die drei Krisenflüchtlinge wissen schon jetzt, wie sie sich dafür bedanken wollen.

Von Laura Meschede und Sven Loerzer

"Scheibenkleister, was kann man da machen?" So begann das Telefongespräch mit Albert Wagner, einem von vielen Anrufern, die sich am Mittwoch in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung meldeten, um ihre Hilfe anzubieten. Und zwar für die griechisch-bulgarische Familie, die inzwischen seit Monaten am Münchner Flughafen wohnt und die in der Geschichte "Alles ist besser als zurückgehen" porträtiert worden war. "Also, ich setze mich jetzt ins Auto und bring den Leuten erst einmal 200 Euro vorbei", sagte Wagner. Sollte die Familie bis Weihnachten noch keine Unterkunft gefunden haben, so würde er die ehemalige Arztpraxis in seinem Keller zu einer Unterkunft umbauen.

Es ist eine Welle der Hilfsbereitschaft, die die Familie seit der Veröffentlichung ihrer Geschichte erreicht. Ein Anrufer, der von Beruf Personalberater ist, würde ihnen einen Deutschkurs finanzieren und bei der Arbeitssuche helfen. "Ich habe mich heute beim Einkaufen dabei ertappt, wie ich mir Gedanken darüber gemacht habe, was ich in den Adventskalender meiner Kinder füllen könnte", sagt er. "Solche Sorgen zu haben, während eine halbe Stunde entfernt eine Familie unter so schlimmen Bedingungen lebt, das erschien mir einfach ungerecht."

Eine andere Anruferin bietet an, der Familie kostenlose Medikamente zur Verfügung zu stellen. "Und für die nächsten ein, zwei Wochen habe ich auch noch ein Zimmer für sie frei."

Athanasios, Albena und Nikolai sind fassungslos. Mit so einer Resonanz hatten sie nicht gerechnet. "Wenn das alles vorbei ist", sagt Albena, "dann geben wir ein Fest. Und laden alle ein, die uns bis dahin geholfen haben."

Keine Hilfe von offizieller Seite

Von offizieller Seite hat die Familie dagegen keine Hilfe zu erwarten. So hat der Deutsche Städtetag betont, dass Leistungen ausgeschlossen sind, wenn sich das Aufenthaltsrecht allein aus dem Zweck der Arbeitssuche ergibt. Denn ein Anspruch auf Sozialleistungen wie etwa Hartz IV und Sozialhilfe besteht bei den Zuwanderern nicht, darauf hat die Münchner Sozialreferentin Brigitte Meier bereits mehrfach im Stadtrat hingewiesen. Die Stadt betrachtet Menschen, die keinen Mietvertrag als Hauptmieter in München besessen haben und über Wohnraum in ihrem Heimatland verfügen, nicht als obdachlos und lehnt deshalb die Unterbringung in einer Notunterkunft ab.

Eine Ausnahmeregelung gilt, wenn der Wetterdienst Temperaturen von unter null Grad für die Nacht ankündigt: Dann bringt die Stadt im Rahmen ihres Kälteschutzprogramms auch Menschen, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, von 17 bis 9 Uhr unter. Dazu wird am Samstag ein Gebäude der Bayernkaserne eröffnet, wie Sozialreferatssprecher Andreas Danassy erklärt, das über 170 Plätze verfügt.

Der Evangelische Hilfsdienst berät die Migranten, ob sie überhaupt eine Perspektive für einen dauerhaften Aufenthalt haben. Ratsuchende können eine Rückfahrkarte in die Heimat erhalten. Als letzte Unterbringungsreserve ist ein Bunker unter dem Hauptbahnhof vorgesehen. Die Gespräche mit der Bahn sind noch nicht abgeschlossen, die Nutzung also fraglich.

Letztlich aber sind das alles nur Notlösungen. Die Stadt sieht deshalb die EU und die Heimatländer in der Pflicht, die Lebensbedingungen in den Herkunftsgebieten zu verbessern. Wie die Zukunft der griechisch-bulgarischen Familie aussieht, steht deshalb noch in den Sternen - sie hoffen aber weiter auf ein gutes Ende.

© SZ vom 29.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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