Kriminalstatistik 2009:Dominik Brunner war ein Einzelfall

Die Münchner Polizei legt die Kriminalstatistik 2009 vor. Ein wachsendes Problem sind demnach vor allem alkoholbedingte Gewaltexzesse.

M. Neumann

Alkoholbedingte Gewaltexzesse sind ein wachsendes Problem für die Münchner Polizei. Dies geht aus der Kriminalstatistik 2009 hervor, die Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer am Freitag vorstellte.

Kriminalstatistik München

Der Fall Dominik Brunner ist ein trauriger Einzelfall in der Münchner Kriminalstatistik 2009.

(Foto: Foto: ddp)

Demnach sind bei 38,1 Prozent der schweren und gefährlichen Körperverletzungen die Beteiligten alkoholisiert. "Auffällig viele der Delikte", so Schmidbauer, würden in Ausgehvierteln begangen, den Alkoholkonsum nennt er gar "eine Plage."

Insgesamt aber sei die Entwicklung positiv. "Es ist das beste Ergebnis seit der Öffnung nach dem Osten Europas. Es gab 113.730 Anzeigen, 6552 weniger als 2008. Mit 57,8 Prozent ist die Quote der aufgeklärten Fälle zwar leicht rückläufig.

Der Polizeipräsident betonte jedoch, dass der Wert bei Tötungs- und Sexualdelikten deutlich darüber liege: "Hier kann kein Täter damit rechnen, ungeschoren davon zu kommen."

Sorgen bereitet indes nach wie vor der übermäßige Alkoholkonsum und daraus resultierend vermehrt Gewalt. Man könne nicht die Augen davor verschließen, dass sich dieses Phänomen Jahr für Jahr verschlimmere. Darüber hinaus sei festzustellen, dass Jugendliche in immer jüngeren Jahren Alkohol missbrauchen und dabei vor allem zu harte Alkoholika greifen.

Schmidbauer kritisierte, dass "das ungehemmte Ausleben der Vergnügungssucht und das Gewinnstreben der Alkoholverkäufer eine abträgliche Verbindung" eingegangen seien. Er wiederholte seine Forderung nach dem Verbot nächtlicher Abgabe von Alkohol in Tankstellen.

79,8 Prozent aller Gewalttaten waren 2009 gefährliche oder schwere Körperverletzungen. In München gab es im vergangenen Jahr acht Tötungsdelikte, 31 Mal blieb es beim Versuch. In jeweils einem Fall konnte der Täter nicht überführt werden.

Die Zahl der Vergewaltigungen ist um mehr als zehn Prozent auf 221 zwar angestiegen, liegt jedoch immer noch im Rahmen der letzten zehn Jahre. Die Anzahl geringfügigerer Straftaten ging dagegen weiter zurück. Bei denen auf Münchens Straßen sank die Zahl um 1210 Delikte auf 17.066, bei Diebstählen aus Autos um 707 auf 1527.

Auch das Nutzen von S- und U-Bahn sei nicht besonders gefährlich. "Der traurige Fall von Dominik Brunner und der Gewaltexzess am Sendlinger Tor waren Einzelfälle", so Schmidbauer.

Zunehmend machen der Polizei neue Formen der Kriminalität zu schaffen. So könne ein Internetnutzer kaum mehr vermeiden, dass seine Kontonummer im Netz zu finden sei. Auch Mitglieder von sozialen Netzwerken, allen voran "Facebook", werden davor gewarnt, allzu viel von sich preiszugeben, da unklar sei, was damit passiere.

"Deshalb sollte das Internet ein Raum des Rechts werden, in dem der Staat dafür sorgt, dass geltende Gesetze beachtet werden", warnte der Polizeipräsident.

Die Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung verteidigte Schmidbauer nachdrücklich. Wenn auch der angedrohte Anschlag während der Wiesn 2009 ausgeblieben sei, müsse "der islamistische Terrorismus weiter ernst genommen" werden, "der Kontrollring um die Theresienwiese war und bleibt notwendig."

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