Kriminalitätsstatistik:"Kein Brennpunkt"

Wie die Polizei die Lage im Alten Botanischen Garten bewertet

Von Thomas Schmidt

Gewalt, Drogen, Vergewaltigungen: Der Alte Botanische Garten in der Nähe des Hauptbahnhofs steht inzwischen im Ruf, einer der gefährlichsten Plätze der Stadt zu sein. Die CSU forderte mehrfach eine Videoüberwachung des Geländes. Es sei "fast unheimlich", dass sich "keine 500 Meter vom Polizeipräsidium und kaum 20 Meter von der Justiz entfernt ein neuer Kriminalitätsschwerpunkt entwickeln konnte", schreiben die Stadträte Richard Quaas und Hans Theiss besorgt in einer Anfrage an den Oberbürgermeister. Nun haben Polizei und Kreisverwaltungsreferat mit einer ausführlichen Stellungnahme reagiert. Einen kriminellen Brennpunkt sehen die Behörden nicht.

Die Zahl der Straftaten im Alten Botanischen Garten sei in den vergangenen fünf Jahren zwar massiv gestiegen, das sei aber "weitestgehend auf eine Erhöhung der polizeilichen Präsenz" zurückzuführen, heißt es in der Stellungnahme. Wo mehr kontrolliert wird, werden mehr Verbrecher gefasst, so die Logik. Von einem "Kriminalitätsbrennpunkt ist aus polizeilicher Sicht nicht zu sprechen". Eine Videoüberwachung hält die Polizei daher auch "für nicht erforderlich". Stattdessen hat der Stadtrat im Dezember beschlossen, das Unterholz auszudünnen, die Beleuchtung zu verbessern und intensiver gegen Alkoholexzesse im Garten vorzugehen.

Das alles bedeutet aber nicht, dass es keine Probleme in der Parkanlage gibt. Die gibt es zuhauf: Im Jahr 2015 zählte die Polizei dort 285 Delikte, bei 209 Fällen davon ging es um Drogen. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor registrierte die Polizei lediglich 30 Betäubungsmittelverstöße. Ein stattlicher Anstieg also - gerade bei Drogendelikten hängt die Zahl stark davon ab, wie sehr die Polizei kontrolliert. Wegen Körperverletzungen griffen die Beamten 26-mal im Jahr 2015 ein, das waren 16 Fälle mehr als 2011. Die Statistik für 2016 liegt noch nicht vor. Die Zahl der Sexualdelikte habe sich in den vergangenen Jahren "im niedrigen einstelligen Bereich" bewegt. Aktuell steige sie zwar, aber nicht wegen Vergewaltigungen, sondern überwiegend durch Exhibitionisten.

Natürlich wissen die Ermittler, dass die Anlage bei Drogensüchtigen und Obdachlosen beliebt ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Kontrollen am Hauptbahnhof über die Jahre intensiver wurden. Viele aus der Drogenszene suchten sich einen neuen Treffpunkt - etwa im Alten Botanischen Garten.

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