Kriminalität:Nur jeder zehnte Einbruch in München wird aufgeklärt

  • 87 Prozent der Einbrüche in München werden nicht aufgeklärt.
  • Um die Quote zu verbessern, will die Polizei München enger mit Kollegen aus den umliegenden Ländern zusammenarbeiten.
  • Einbrecherbanden ziehen häufig durch mehrere Orte und nutzen so das Zuständigkeitsgerangel zwischen den Behörden aus.

Von Thomas Schmidt

Gerade mal jeder zehnte Einbruch in München wird aufgeklärt, in 87 Prozent der Fälle kommen die Diebe ungeschoren davon. An dieser Quote gibt es wenig schönzureden, Polizeipräsident Hubertus Andrä selbst nennt sie "mager". Es sind nicht zuletzt internationale Banden, die grenzüberschreitend zuschlagen und gerade dadurch den Fahndern durchs Netz gehen.

"Die Zahl der Einbrüche, die von reisenden Tätern begangen werden, steigt ständig", erklärt Leitender Kriminaldirektor Herrmann Utz. Bei dem gewaltigen Dunkelfeld von 87 Prozent ungelöster Fälle lässt sich nur spekulieren, wie oft Banden aus dem Ausland in München eingebrochen sind. Doch ihr Anteil an den 1540 Fällen im Jahr 2016 dürfte alles andere als gering sein.

Je mobiler Diebe sind, desto flexibler muss auch die Polizei agieren. In dieser Woche findet im Münchner Präsidium ein "Workshop" zur "Donaustrategie" statt. Ermittler aus Österreich, Serbien und der Schweiz tauschen sich mit ihren Münchner Kollegen aus und arbeiten konkrete Fälle nach, um die Kooperation zu verbessern. Im April treffen sich die Polizisten dann in Belgrad, im Mai in Salzburg. Das Bundeskriminalamt und Europol, die Strafverfolgungsbehörde der EU, sind auch dabei.

Fingerabdrücke, DNA-Spuren, Reiserouten, Personalien - all diese Informationen müssen länderübergreifend zusammengeführt werden. Kraftraubende Auseinandersetzungen über die Zuständigkeiten der verschiedenen Behörden verschaffen den Dieben nur wertvolle Zeit. Zehn Millionen Euro erbeuteten Einbrecher 2016 in München, Tendenz steigend.

Kripo-Ermittler Utz berichtet von einer Bande aus Südosteuropa, die 66 Einbrüche in Bayern begangen haben soll, gut die Hälfte davon in München. Die Diebe waren auch in Spanien und Österreich unterwegs, in Hessen und Baden-Württemberg. Das Beispiel zeige, in welchem Radius solche Gruppen operieren. Inzwischen habe man mehrere Mitglieder der Bande fassen können.

"Die Verbrecher wissen genau: Wie funktioniert die Polizei in Madrid, wie in Frankfurt?", sagt Utz. Für viele Diebes-Banden sei Bayern geografisch zwar näher, aber es spreche sich bei ihnen auch herum, dass die Münchner Polizei immer enger mit den Nachbarn zusammenarbeite, so Utz. In der Hoffnung, dass die Aufklärungsquote in Zukunft nicht mehr ganz so mager ausfällt.

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