Kriminalität in München:Drogensüchtiger versucht, Polizisten Dienstwaffe zu entreißen

  • Ein Drogensüchtiger ist in Neuperlach in eine Wohnung eingebrochen.
  • Ein Nachbar hielt den Mann bis zum Eintreffen der Polizei fest.
  • Nach einem Kampf mit den Beamten spuckte der 29-Jährige um sich. Es besteht die Gefahr, dass sich vier Polizisten mit Hepatitis C angesteckt haben.

Von Thomas Schmidt

Bei einem heftigen Kampf mit Polizisten hat ein Drogensüchtiger versucht, einem Beamten die Dienstwaffe aus dem Holster zu ziehen. Während des Gerangels "hat der Kollege plötzlich das Klicken des Spanngriffs gehört", berichtet Polizeisprecherin Elizabeth Matzinger von dem Einsatz am Montagabend. Zum Glück gelang es dem 29-jährigen Täter nicht, die Waffe zu ziehen oder abzufeuern.

Die Beamten überwältigten den Angreifer und legten ihm Handfesseln an, bevor Schlimmeres passieren konnte. Welchen Schaden der Mann angerichtet hat, müssen erst noch medizinische Untersuchungen klären. Denn der Drogenabhängige spuckte mit blutigem Speichel um sich. Es besteht die Gefahr, dass sich mehrere Polizisten bei ihm angesteckt haben.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 29-jährigen gebürtigen Bayern, der in München gemeldet ist und zuletzt als Reinigungskraft gearbeitet hat. Bei der Polizei steht er längst als Drogenkonsument in den Akten. Dort ist auch vermerkt, dass der Mann an Hepatitis C leidet. Am Montagabend lag er zunächst auf einer Straße in Neuperlach und befand sich augenscheinlich in einem so schlechten Zustand, dass die Besatzung eines Krankenwagens ihn auflas und mitnahm. Doch weit kamen die Retter nicht. Der 29-Jährige begann plötzlich, sich zu wehren, riss die Tür des Sankas auf und flüchtete.

Kurz darauf, gegen 19.30 Uhr, kletterte er dann die Fassade eines Hauses am Karl-Marx-Ring empor, berichtet Matzinger. Über den Balkon im ersten Stock drang er in die Wohnung eines Rentnerpaars ein, das sofort einen Notruf absetzte. Ein Nachbar sah das, schnappte sich eine Softair-Waffe und eilte hinüber zu der Wohnung. Dort hielt der 44-Jährige den Einbrecher mit der Pistole in Schach. Offenbar zwang er den 29-Jährigen, sich hinzulegen, und stellte anschließend einen Stuhl über ihn.

Während das Rentnerpaar und der 44-Jährige auf die Polizei warteten, beobachteten weitere Nachbarn das Geschehen und bekamen den Eindruck, ein Unschuldiger werde mit einer Waffe bedroht - auch sie alarmierten die Polizei. Immer mehr Streifenwagen machten sich auf den Weg zum Karl-Marx-Ring. Insgesamt waren etwa 30 Polizisten beteiligt. Als die ersten Beamten die Wohnung erreichten, schien die Lage zunächst verhältnismäßig ruhig zu sein.

Die Polizisten sicherten problemlos die Softair-Waffe und wollten dem 29-Jährigen Handfesseln anlegen. Da rastete der Einbrecher plötzlich aus. Im Einsatzbericht der Beamten steht, er sei "völlig durchgedreht". Es kam zum Kampf. Der Täter habe keinerlei Schmerzempfinden gezeigt, notierten die Beamten später in ihrem Bericht. Diese extreme Unempfindlichkeit kann ein Hinweis sein auf starken Drogenkonsum.

Der 29-Jährige versuchte vergebens, die Dienstwaffe eines Polizisten aus dem Holster zu reißen. Bei dem Gerangel zog er sich eine stark blutende Platzwunde am Kopf zu. Dann spuckte er um sich. Schlussendlich wurde er überwältigt, festgenommen und nach der ärztlichen Versorgung eingewiesen. Die 78 und 80 Jahre alten Rentner blieben ebenso unverletzt wie der 44-jährige Nachbar. Das Schicksal der Polizisten aber ist noch unklar.

Laut Pressesprecherin Matzinger wurden vier von ihnen von dem blutigen Speichel getroffen, einer am Auge und ein weiterer im Mund. Ob der Drogensüchtige an weiteren ansteckenden Krankheiten leidet und ob sich die Beamten angesteckt haben, müssen Bluttests erst klären. Für die vier Polizisten beginnen nun quälende Wochen der Unsicherheit.

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