Kriminalität:Die falschen Polizisten und der Goldschatz

  • Dutzende Münchner haben in dieser Woche Anrufe von Betrügern bekommen, die sich als Beamte ausgaben.
  • Eine Rentnerin wurde mit der Masche tatsächlich überlistet - und um ihre Ersparnisse gebracht.
  • Die Täter griffen zu einem besonders perfiden Trick und richteten mehrere hunderttausend Euro Schaden an.

Von Martin Bernstein

Goldmünzen im Wert von mehreren 100 000 Euro haben falsche Polizisten in der Nacht zum Donnerstag einer 68 Jahre alten Münchnerin abgeknöpft. Perfider Höhepunkt des Betrugs: Als einer der Täter mit der Beute schon über alle Berge war, bekam das Opfer eine "Vorladung" ins Polizeipräsidium. Die war natürlich genauso falsch wie die Polizisten am Telefon - die echte Kriminalpolizei ist jedoch mehr als besorgt: Allein von Mittwoch auf Donnerstag erfuhr sie von 70 ähnlich gelagerten Anrufen. Die tatsächliche Zahl dürfte zehn Mal so hoch sein.

Der angebliche Polizist, der sich am Mittwoch um 20 Uhr bei der Münchnerin auf dem Handy meldete, muss sehr überzeugend gewesen sein: "Thomas Wagner" heiße er, behauptete der Mann von der "Einsatzzentrale". Das Display auf dem Mobiltelefon zeigte die Nummer "089110" an. Alles falsch, ebenso wie die Hiobsbotschaft des Anrufers: In der Nähe der Wohnung der Frau sei eingebrochen worden, sie müsse sofort nach Hause kommen.

90 Minuten später war die verängstigte Frau in ihrer Wohnung. Über Handy hielten die angeblich offiziellen Anrufer ständig Kontakt mit ihr, darunter auch ein Mann, der sich als "Staatsanwalt Jürgen Bach" vorstellte. Nach einem Einbruch seien bereits zwei Täter festgenommen wurden. Aber: "Auf einem Notizzettel stehen Ihr Name und Ihre Adresse." Es sei ja bekannt, dass die Rentnerin Wertgegenstände in ihrer Wohnung verwahre.

Damit könnten nur ihre südafrikanischen Krügerrand-Goldmünzen gemeint sein, räumte die Frau ein. Eine einzige dieser knapp 34 Gramm schweren Münzen ist gut 1000 Euro wert. Man müsse die teuren Stücke vor dem Zugriff von weiteren Einbrechern schützen, sagten die falschen Beamten.

Zwischen 0.30 und 1 Uhr kam dann ein angeblicher "verdeckter Fahnder" vorbei. Die Rentnerin hatte auf Anweisung der Anrufer die Münzen in einer dunkelblauen Reisetasche aus Kunststoff verpackt, mit der der etwa 30 Jahre alte, 1,65 Meter große Mann, der ein auffällig rundes Gesicht mit hoher, breiter Stirn hat, in der Nacht verschwand.

Zwei weitere Stunden lang spielten die Betrüger ihr schlimmes Spiel am Telefon mit der Frau. Erst als die 68-Jährige am Donnerstag der Vorladung in die Einsatzzentrale folgte, erkannte sie, dass sie betrogen worden war.

Zeugen, die in der Herzog- oder Hiltenspergerstraße Verdächtiges bemerkt haben, sollen unter Telefon 089/ 29100 melden.

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