Kriminalität an der Sonnenstraße:Einsatzort Feierbanane

Mehr Clubs, mehr feiernde Gäste, mehr Strafdelikte: Auf der Feierbanane zwischen Sendlinger Tor und Maximiliaplatz kommt es vermehrt zu Körperverletzungen und Drogendelikten. Polizei und Clubs wollen nun dagegen wirken.

Florian Fuchs

Das Polizeipräsidium will zusammen mit Kreisverwaltungsreferat und Clubbetreibern eine neue Initiative starten, um der steigenden Kriminalität in der Innenstadt Herr zu werden. Plakataktionen in Diskotheken und Infostände vor den Clubs sollen die Gäste sensibilisieren. Wer etwa auf der sogenannten Feierbanane zwischen Sendlinger Tor und Maximiliansplatz wegen schwerer Delikte wie Körperverletzungen auffällt, soll künftig ein Betretungsverbot für bestimmte Bereiche auferlegt bekommen - ein ähnliches Konzept praktiziert die Stadt seit 2008 erfolgreich auf dem Oktoberfest.

Kriminalität an der Sonnenstraße: 450 Körperverletzungen, 270 Drogendelikte: Die Polizei bezeichnet die Feierbanane mit Clubs wie dem Max&Moritz als "nächtlichen Brennpunkt".

450 Körperverletzungen, 270 Drogendelikte: Die Polizei bezeichnet die Feierbanane mit Clubs wie dem Max&Moritz als "nächtlichen Brennpunkt".

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit Jahren siedeln sich immer mehr Clubs und Bars im Bereich der Partymeile an der Sonnenstraße an, seien es das "Harry Klein", die "Milchbar" oder das "X-Cess" - bis zu 10.000 Personen gehen dort laut Polizei in einer gut besuchten Wochenendnacht feiern. 7000 Einsätze zählten die Einsatzkräfte im Jahr 2011 auf der 1,2 Kilometer langen Strecke, rund 1500 davon fanden zwischen ein und fünf Uhr morgens statt. "Seit der Aufhebung der Sperrstunde im Jahr 2004 haben wir einen kontinuierlichen Anstieg der Straftaten zur Nachtzeit, häufig in Verbindung mit Alkoholkonsum", sagt Harald Pickert, Leiter der Verbrechensbekämpfung im Polizeipräsidium.

Von 2001 bis 2010 stieg in München die Zahl der nachts begangenen Rohheitsdelikte - also der besonders schweren Vergehen - von etwa 1300 auf 2800 Fälle: Zwischen Sendlinger Tor und Maximiliansplatz zählte die Polizei 2011 zur Nachtzeit insgesamt 330 Körperverletzungen, 120 gefährliche Körperverletzungen und knapp 270 Drogendelikte.

Die Polizei bezeichnet die Feierbanane angesichts dieser Zahlen als zweiten nächtlichen Brennpunkt der Stadt neben dem Gelände der Kultfabrik am Ostbahnhof. "Wir sind keine Spaßbremsen, die Leute sollen auch weiter feiern gehen", sagt Polizeivizepräsident Robert Kopp. "Aber sie sollen auch unverletzt wieder nach Hause kommen."

Im Zuge des Sicherheits- und Aktionsbündnisses Münchner Institutionen "S.A.M.I." wollen sich Polizei und KVR deshalb künftig enger mit den Wirten abstimmen. "Die Clubbetreiber haben in letzter Zeit ohnehin schon viel getan, die Türsteher werden immer besser geschult und leisten überwiegend wirklich gute Arbeit", lobt Kopp. Maßnahmen wie Aufklärungsplakate und Infostände sollen die Lage aber noch weiter verbessern.

Die Wirte wollen die Situation an der Sonnenstraße zwar nicht als Brennpunkt bezeichnen, begrüßen aber die Initiative der Ordnungshüter. "Wir sind gerne bereit, noch mehr zu kooperieren - mit welchen Aktionen auch immer", sagt David Süß, Geschäftsführer des Elektroclubs Harry Klein. Auch nächtliche Aufenthalts- und Betretungsverbote würde Süß unterstützen. "Kein Club will Leute in der Nähe haben, die Probleme bereiten." Die Wirte könnten sich sogar vorstellen, Hausverbote für eine Diskothek automatisch auf andere Clubs in der Umgebung auszuweiten.

Die Stadt soll nun klären, inwiefern Betretungsverbote in der Innenstadt rechtlich umzusetzen sind. Ein ähnliches Konzept entfaltet laut Kopp schon auf der Wiesn präventive Wirkung: Rund 290 Personen haben dort wegen Körperverletzungen oder anderer Delikte seit 2008 ein solches Verbot erhalten - nur in zwei Fällen hat die Polizei bisher einen Verstoß dagegen registriert. "Entweder die Leute kommen dann wirklich nicht mehr", sagt Kopp, "oder sie bleiben ruhig und fallen nicht mehr auf. In beiden Fällen haben wir unser Ziel erreicht."

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