Krimiautor Donald Ray Pollock:Abgründe Amerikas

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Die Figuren von Donald Ray Pollock haben die Hoffnung auf ein bisschen mehr vom Glück. Davon erzählt der US-amerikanische Krimiautor bei der Bücherschau im Gasteig.

Das ist Amerika. Wo die Menschen nach dem Glück streben. So wie die Brüder Cane, Cob und Chimney. Der eine gewitzt, der nächste ein Trottel und der letzte ein Bübchen, das gerne mal was mit einer Frau hätte. Ein wenig erinnern sie an Lucky Lukes Daltons. Nur zum Schmunzeln ist hier nichts.

Der Vater der drei hätte nicht vom kranken Schwein essen sollen. Er stirbt auf dem Feld mit heruntergelassener Hose. Seine Söhne schlagen dem Gutsbesitzer Tardwell den Schädel ein und machen sich auf den Weg zum Glück - als Räuberbande. Der Groschenroman "Das Leben von Bloody Bill Bucket" ist der Leitfaden der Renegaten-Brüder. Nur steht in ihm eben nicht die Wahrheit über das Glücksstreben.

Donald Ray Pollock, der 2008 mit seinem Erstling "Knockemstiff" Tristesse und Grauen irgendwo im Mittleren Westen zu fassen bekam, ist mit seinem dritten Roman "Die himmlische Tafel" immer noch kein Freund der guten Laune geworden. In Pollocks Panoptikum lechzt der eine nach dem Suff und der andere nach den Huren. Hinter der Fassade einer Kneipe hat sich ein irrer Killer eingesponnen, und zumindest der arme Jasper, der auf Grund einer Anomalie nie ein Sexleben haben wird, ist zufrieden damit, die Pegelstände der Plumpsklos zu inspizieren.

Gerade ist Amerika in den Ersten Weltkrieg eingetreten. Die Rekrutierungen beginnen. An der Grenze zwischen Georgia und Alabama schuften sich Figuren durch ihr Leben. Und liefern doch eine Erklärung für das große Morden, das auf die Welt zukommt. Es beginnt im Kleinen. In der Hoffnung auf ein bisschen mehr vom Glück.

Donald Ray Pollock: Die himmlische Tafel, Sa., 12. November, 19 Uhr, Gasteig (Kleiner Konzertsaal), 089/21837300, www.literaturfest-muenchen.de

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