Prozess:Kreissägen-Mord: Bekannte wussten längst von Tat

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In diesem Haus soll Gabi P. 2008 ihren Ex ermordet haben. Die Leiche wurde im Garten vergraben. (Foto: N/A)
  • Am dritten Verhandlungstag des Mordprozesses um Gabi P. sagten zwei Freunde ihres neuen Lebensgefährten aus.
  • Beiden Zeugen hatte das Paar von der Tat erzählt, aber keiner ging zur Polizei.
  • Gabi P. wird vorgeworfen, ihren Ex-Freund im Dezember 2008 mit einer Kreissäge getötet zu haben.

Von Susi Wimmer

Das dunkle Geheimnis des Haarer Mordhauses - es war dann doch nicht so geheim: Wie am dritten Verhandlungstag zwei Zeugen aussagten, hatte der neue Lebensgefährte der mutmaßlichen Mörderin Gabi P. zwei Freunden erzählt, dass sie ihren Ex umgebracht habe und die Leiche im Garten des Hauses vergraben sei. Keiner der Männer ging zur Polizei. Der eine hielt die Geschichte für einen "makaberen Scherz" und eierte bei seiner Aussage derart herum, dass dem Vorsitzenden Richter Michael Höhne entfuhr: "Sie können uns nicht für dumm verkaufen hier!"

Gabi P., 32 Jahre alt, sitzt seit Montag auf der Anklagebank, ihr wird vorgeworfen, ihren damaligen Freund Alex H. im Dezember 2008 mit einer Kreissäge getötet zu haben. Kurz darauf hatte sie schon einen neuen Freund: Christian K. Er wohnte mit Gabi P. in dem Haus in Haar. Er entdeckte auch die Leiche und vergrub sie mit Hilfe eines Bekannten im Garten. In einem Internetchat lernte er 2009 Daniel G. kennen. Ein Jahr später traf man sich, freundete sich an. Jetzt sitzt Daniel G. im Zeugenstand.

Kreissägen-Mord
:"Ich habe keinen Hass, das ist schlimm für uns alle"

Im Prozess um Gabi P., die ihren Freund mit einer Kreissäge getötet haben soll, sagt die Mutter des Opfers aus. Sie schildert die Beziehung ganz anders als die Angeklagte.

Von Susi Wimmer

Auf dem Heimweg von der Kneipe, als beide betrunken waren, so erzählt er, habe Christian K. gestanden, dass Gabi P. ihren Ex umgebracht habe, in Notwehr, weil er gewalttätig gewesen sei. Und dass die Leiche im Garten liege. K. sei dann weinend auf der Straße zusammengebrochen. "Und Sie haben nicht weiter nachgefragt", will Höhne wissen. "Nein", sagt G. Auf Insistieren des Richters kommt immer eine leicht andere Version. Zum Beispiel, dass Gabi P. mal erzählt habe, ihr Ex sei ausgerastet und habe sie angegriffen und daraufhin habe sie ein "Teil" genommen, das in Griffnähe war, und sich gewehrt. Auch da habe er nicht weiter gefragt. Höhne: "Ich glaube Ihnen nicht." Nein, sagt er auf Fragen weiter, auf die Idee, zur Polizei zu gehen, sei er nicht gekommen.

Der nächste Zeuge, Sebastian G., ist sichtbar nervös, zappelt mit den Beinen auf und ab. Er lebte von 2013 bis 2015 in dem Mordhaus, zusammen mit Gabi P. und Christian K. Zu der Zeit, erzählt er, sei es ihm nicht so gut gegangen, er habe sich zurückgezogen, unter Depressionen gelitten. Ob das rückwirkend gesehen auch mit dem Mord in Verbindung gestanden haben könnte, wird der 33-Jährige gefragt. "Ja", sagt er. Denn gleich nach seinem Einzug, als an einem Abend in der WG schon etwas Alkohol geflossen war, tönte Christian K.: "Wir sind Mörder." Sätze fielen wie: Auf dem Haus lastet ein dunkles Geheimnis. Und: "Wir sind gespannt, ob Du etwas davon spüren wirst." Der neue Mitbewohner wollte das alles nicht so genau wissen und fragte nicht weiter.

Sebastian G. dachte, man wolle ihn" verarschen oder seine Freundschaft prüfen"

Weiterhin sei dann die Rede davon gewesen, dass in der Dachkammer die Leiche gelegen sei, und der "Tian", also Christian, sie für die Gabi zerteilt und im Garten vergraben habe. Sebastian G. sagte, das habe ihm Angst gemacht. "Wenn es stimmte, musste ich Angst vor ihr und vor ihm haben. Wenn es nicht stimmte, dann hätte ich sie falsch verdächtigt und angeschwärzt." Und auch als "Tian" ihm die Stelle im Garten zeigte, wo man Gabi P.s Ex-Freund vergraben habe, dachte Sebastian G., man wolle ihn" verarschen oder seine Freundschaft prüfen".

Christian K., sagt der Zeuge, habe in der Beziehung mit Gabi P. die Hosen angehabt. Er sei impulsiv gewesen, sie eher ruhig und introvertiert. "Tian" habe ihm dann 2015 auch gesagt, er solle sich eine andere Bleibe suchen, weil er sich nicht in die Gemeinschaft integrieren wolle. Da sei er ausgezogen. "Als ich dann in der polizeilichen Vernehmung erfuhr, dass das mit der Leiche wirklich gestimmt hat, wurde mir schwarz vor Augen", sagt er. Im Endeffekt hatte Sebastian G. dann doch den Stein ins Rollen gebracht: Er erzählte es einer Freundin, die erzählte es weiter - und die dritte Person ging schließlich zur Polizei. Daraufhin fand die Polizei im Januar 2016 die Leiche von Alex H.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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