Krankheit:Grippewelle macht Münchens Schulen zu schaffen

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  • Wegen der anhaltenden Grippewelle fehlt es einigen Schulen an Lehrpersonal.
  • Nun kommt hinzu, dass schwangere Lehrerinnen vorerst nicht arbeiten dürfen, um sich nicht anzustecken.
  • Nicht alle Schulleiter können diese Entscheidung des Ministeriums verstehen.

Von Christina Rebhahn-Roither

Wer in den letzten Schultagen vor den ersehnten Osterferien den Münchner Klassenzimmern einen Besuch abstattet, wird dort keine einzige schwangere Lehrerin antreffen. Grund dafür sind weder Streik noch nicht vorhandener Kinderwunsch des Personals, sondern ein vom bayerischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium verhängtes Beschäftigungsverbot. Das gilt seit voriger Woche und hat als Präventivmaßnahme zur Folge, dass schwangere Lehrerinnen und Schülerinnen bis Ostern zu Hause bleiben dürfen, damit sie sich nicht mit der Grippe anstecken.

Das staatliche Schulamt zählt aktuell 70 Lehrerinnen, die wegen einer Schwangerschaft bis zu den Osterferien freigestellt sind. Sie arbeiten an den Grund- und Mittelschulen, von denen es in München 181 gibt. Wie viele Lehrkräfte zusätzlich dazu krank sind, kann nicht genau gesagt werden, da die Krankmeldungen dem Schulamt immer erst später gemeldet werden. Auch Schwangere, die aus anderen medizinischen Gründen ein Beschäftigungsverbot erhalten haben, sind in dieser Kalkulation noch nicht berücksichtigt. Genaue Zahlen, wie viele Lehrer derzeit fehlen, gibt es also nicht, klar aber ist, dass sich der Lehrermangel im Alltag an den Schulen deutlich bemerkbar macht.

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Gregor Häuser von der Schwindschule muss derzeit auf eine schwangere Lehrerin verzichten, dazu kommen zwei erkrankte Lehrkräfte. "Von den 17 Klassen sind drei unterversorgt", sagt er. In der Grundschule übernimmt in der Regel eine Klassenlehrkraft den Unterricht, Fachlehrer gibt es wenige. Die Woche vor Ferienbeginn sei besonders stressig und vorigen Freitag habe der Schulleiter stundenlang an einem Vertretungsplan gearbeitet. Denn die schwangere Lehrerin wurde laut Schilderung des Rektors umgehend nach Hause geschickt, nachdem er über das Beschäftigungsverbot informiert wurde. Er habe sofort mit der betreffenden Lehrerin gesprochen, diese hätte noch alles vorbereitet und sei dann nach Hause gegangen.

Verstehen kann er die Entscheidung des Ministeriums nicht: "Es ist eine pauschale Entscheidung für ganz Bayern. Dass jemand freigestellt wird, der eigentlich gesund ist, ärgert mich." Die Lehrerin hätte laut Angaben Häusers gerne weiterunterrichtet, jedoch musste er sie als Schulleiter nach Hause schicken. Es den schwangeren Lehrerinnen selbst zu überlassen, ob sie während der Grippewelle arbeiten wollen, würde Häuser einsehen: "Es gab schon einmal einen Warnhinweis, da musste man das mit den Lehrkräften besprechen und dann wurde das abgewogen."

An anderen Grundschulen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Eine Lehrkraft falle aufgrund ihrer Schwangerschaft aus und vier weitere seien derzeit krank, berichtet eine Schulleiterin, die anonym bleiben möchte. Grundsätzlich sagt sie: "Ich habe schon Verständnis dafür, dass man sich absichert. Nachher will es keiner verantworten, falls mit dem Kind irgendetwas ist." Gleichzeitig aber steht sie vor einer planerischen Herausforderung, die komplizierter kaum sein könnte: Sie muss den Unterricht durch Vertretungen sicherstellen.

Förderunterricht und Nachmittags-AGs werden also gestrichen. Das helfe jedoch nur in seltenen Fällen, nämlich dann, wenn die dadurch entlasteten Lehrer nicht auch am Vormittag eingeteilt seien und so Unterrichtseinheiten ihrer kranken oder freigestellten Kollegen übernehmen können. Die Rektorin selbst geht mittlerweile auch während ihren Bürozeiten in den Unterricht und fügt hinzu: "Die Mittagsbetreuung würde zwar einspringen, aber dann lernen die Kinder ja nichts. Und sie sollen ja lernen und nicht aufbewahrt werden."

Die Influenza trifft nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler, Sekretäre und Hausmeister. In jeder Klasse fehlten schätzungsweise drei, vier Kinder, berichtet die Schulleiterin. Das mache sich zwar bemerkbar, seien aber nicht genügend Krankgeschriebene, als dass es den Schulbetrieb erleichtern würde.

Die Schulleiterin hofft, dass sich alle Erkrankten über die Osterferien erholen und danach gesund an die Schule zurückkommen. Zusätzlich zur Grippewelle hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an diesem Donnerstag zum ganztägigen Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen. Davon sind auch die städtischen Horte betroffen. Eltern wird empfohlen, direkt bei der Einrichtung nachzufragen, wie diese mit dem Streikaufruf umgehen.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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