Krankenhäuser:Wie sicher die Münchner bei medizinischen Notfällen versorgt sind

  • Im Regelfall ist die notärztliche Versorgung der Münchner zur Zeit sichergestellt, so das Untersuchungsergebnis einer Expertenkommission.
  • Im Münchner Norden sind die Wege zur nächsten Notaufnahme die längsten.
  • Dort wird die Empfehlung, dass ein Patient nach einem Alarm in 60 Minuten in einer Notaufnahme sein soll, nur knapp unterschritten.

Von Heiner Effern

Die notärztliche Versorgung der Münchner ist derzeit im Regelfall sichergestellt. Zu diesem Ergebnis kommen unter anderem Experten der 14 großen Kliniken, der Stadtverwaltung und des Innenministeriums. Sie werteten für den sogenannten Runden Tisch Notfallversorgung die Daten von 524 716 Patienten aus, die zwischen Juli 2013 und Juni 2014 in München behandelt wurden.

Dabei zeichneten sich aber auch Brennpunkte ab, die genau beobachtet werden sollen: Im Münchner Norden sind die Wege zur nächsten Notaufnahme die längsten, dort werden aber besonders viele Patienten registriert. Temporäre Engpässe gibt es jetzt schon bei der Versorgung neurologischer und internistischer Notfälle auf Intensivstationen sowie in der Kinderchirurgie.

Der Bericht des Runden Tisches wird am Dienstag, 15. Dezember, im Gesundheitsausschuss vorgestellt. Er soll auch angesichts der Sanierung der städtischen Kliniken klarstellen, ob künftig akut erkrankte Münchner schnell und kompetent behandelt werden können. Anfang des Jahres waren daran Zweifel laut geworden, auch weil das städtische Klinikum in Schwabing nach seinem Neubau nur noch 94 statt bisher 283 Betten in der Notaufnahme haben soll. Im Februar 2015 kam es bayernweit aufgrund einer Grippewelle zu Engpässen in den Krankenhäusern. Es kam die Frage auf, ob diese bei Pandemien überfordert seien.

Warum künftig mehr Engpässe befürchtet werden

Dieses Problem schließen die Experten des Runden Tisches für die Stadt nicht aus. "Temporäre Engpässe" seien etwa bei Pandemien möglich, wenn die Zahl der Notfälle weiter steige, heißt es in ihrem Bericht. Der Trend ist eindeutig: In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Patienten, die von Rettungsdiensten in Kliniken gebracht wurden, fast um die Hälfte an.

Aus zwei Gründen wird der Bedarf an Notfallmedizin weiter steigen: Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt, bis 2030 könnte die Stadt 1,75 Millionen Einwohner haben. Die Münchner werden gleichzeitig im Schnitt immer älter, was die Zahl der Notfälle nochmals erhöht. Denn gerade Senioren müssen bei akuten Erkrankungen besonders oft unter Hochdruck versorgt werden.

Um alle Patienten bestmöglich behandeln zu können, halten die Vertreter des Runden Tisches einen Umbau des Angebots für notwendig. Etwa zwei Drittel der Notfallpatienten werden ambulant behandelt, sie dürfen anschließend wieder nach Hause. Diese könnten künftig in sogenannte Portalpraxen kommen, die niedergelassene Ärzte mit unterschiedlichen Fachgebieten betreiben könnten. Dazu seien weitere neue Modelle notwendig, heißt es in dem Bericht.

Die Strategie der städtischen Kliniken müsste derzeit nicht geändert werden. Die Zahl der Notfallbetten wird nicht thematisiert. Allerdings sei eine kontinuierliche Kontrolle notwendig, wie sich die Notfallzahlen entwickelten. Darüber hinaus soll ein Szenario für das Jahr 2030 entwickelt werden, in dem die Zunahme der akut erkrankten Patienten berücksichtigt werden soll.

Besonders im Fokus stehen wird der Münchener Norden und auch der Westen. Im Norden wird die Empfehlung, dass ein Patient nach einem Alarm in 60 Minuten in einer Notaufnahme sein soll, schon jetzt nur knapp unterschritten. Eine längere Anfahrt bedeutet aber auch ein höheres Risiko für die betroffenen Patienten: Bei jedem fünften Erwachsenen und bei jedem 14. Kind ist jede Minute länger kritisch. Sollte die Prognose für den Münchner Norden brenzlig sein, müsse "gegebenenfalls angemessen reagiert werden", heißt es im Bericht.

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