Kostprobe Gardasee:Für eine richtig gute Pizza muss man nicht nach Neapel fahren

Die gibt es auch in Bardolino. Für einfache und authentische Küche lohnt sich der Weg ins Hinterland. Sechs Gastro-Tipps für den Gardasee.

Von Elisa Britzelmeier und David Costanzo

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Trattoria Milani, Centenaro di Lonato

Trattoria Milani

Quelle: Trattoria Milani/oh

Das Gute liegt oft im Verborgenen. Für ein Essen in der Trattoria Milani muss man das Seeufer verlassen und im Süden bei Desenzano ein Stück ins Hinterland fahren. Doch das lohnt sich: Der Familienbetrieb hat mit den Touristenlokalen am Lago wenig zu tun. Es gibt typische Küche aus der Region, hausgemachte Pasta, ein tris di tortellini mit Kürbis-, Fleisch- und Ricotta-Artischockenfüllung, Tagliatelle mit Steinpilzen (primi piatti 7 bis 19 Euro). Danach ein secondo: gegrilltes Kaninchen (12 Euro), Rindersteak oder Huhn, dazu ein einfacher grüner Salat mit Karotten und Tomaten, die richtig nach Tomaten schmecken (4 Euro). Essig und Öl darf man selbst dazugeben, wie in Italien üblich.

Man sitzt auf einer schattigen Terrasse vor dem kleinen Steinhaus, vom Nachbartisch hört man italienische statt deutscher Wortfetzen. Als dolce sollte man unbedingt die Schokoladensalami probieren (sieht nur aus wie Salami, schmeckt aber süß, 3,50 Euro). Danach noch einen caffè und einen limoncello aufs Haus. Und wer immer noch nicht gehen will: Im oberen Stock kann man auch Zimmer mieten. Via Centenaro 101, 25010 Centenaro di Lonato.

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Da Pedro, Malcesine

Da Pedro Pizzeria Malcesine

Quelle: Daniel Voelsen/oh

Wie man sitzt, macht viel aus beim Essen. Bei Pedro sitzt man auf viele verschiedene Arten gut. Die Trattoria und Pizzeria in Malcesine hat ihre Plätze auf verschiedene Ebenen verteilt, im Innenhof, im alten Gewölbe, auf der Straße, nah dran am abendlichen Treiben - und direkt am See. Zwei kleine Tischchen stehen da in einer einsamen Nische, keinen Meter entfernt vom Wasser, das gegen die alten Stufen platscht. Windig kann es sein, aber dass es so eine Ecke überhaupt gibt, mitten im Trubel von Malcesine, hätte man nicht gedacht.

"Da Pedro" ist nicht leicht zu finden, beim alten Hafen geht es in eine Gasse, dann ums Eck. Trotzdem bleibt hier kein Platz frei, und die Stammgäste begrüßen den Kellner schon von weitem mit einem lauten "Servus". Ach ja, das Essen ist auch gut, die Auswahl groß: Pizza (ab 5 Euro), Pasta und Risotto (um die 9 Euro). Via Porto Vecchio 9, 37018 Malcesine.

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Pizzeria Bardolino, Bardolino

Pizzeria Bardolino

Quelle: Elisa Britzelmeier

Eines gleich vorweg: Um richtig gute Pizza zu essen, muss man eigentlich nach Neapel fahren und nicht an den Gardasee. Für wen eine Pizza aber einfach dazugehört in Italien, dem könnte die Pizzeria Bardolino in Bardolino gefallen. Sie liegt ein paar Schritte außerhalb vom historischen Zentrum. Seeblick hat man also nicht, dafür ist es um einiges ruhiger als vorne an der Promenade. Dank Schirmen und rankendem Wein sitzt man auf der Terrasse im Schatten, ein Olivenbäumchen im Topf neben sich. Zwischen den Touristen machen auch ein paar Italiener Mittagspause. Die Kellnerinnen sind besonders freundlich, vor der Pizza gibt es schon ein bisschen Mortadella aufs Haus zum Probieren.

Dann der Margherita-Test: Denn daran zeigt sich, ob eine Pizzeria etwas taugt. Und die Margherita in der Pizzeria Bardolino (5 Euro, andere Sorten bis zu 10 Euro) besteht den Test, auch wenn sie eindeutig etwas für Käseliebhaber ist und ruhig ein wenig mehr Tomate vertragen hätte. Weiteres Kriterium: Wenn man ein Pizzastück in der Hand hält, muss sich die Spitze durchbiegen, sonst läuft etwas falsch und man hätte gleich in München bleiben können. Auch das: bestanden. Zum Espresso wird ungefragt Limoncello und Lakritzlikör serviert, die ganze Flasche kommt auf den Tisch, der Gast darf sich selbst bedienen. Jetzt versteht man, wieso Freunde aus München Jahr für Jahr wieder hierher kommen. Sogar dann, wenn sie eigentlich im Nachbarort Lazise übernachten. Via Fosse 27, 37011 Bardolino.

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Trattoria Loncrino, Torri del Benaco

Trattoria Loncrino

Quelle: David Costanzo

Es gibt Gardasee-Stammgäste, die behaupten, dass man am Ostufer nicht mehr authentisch essen gehen kann. Das mag auf die Pizza-&Pasta-Seepromenade zutreffen. Nicht aber auf die Trattoria Loncrino. Das schlichte Lokal begeistert nicht nur mit dem Blick über die Dächer von Torri del Benaco auf die Wogen, sondern mit hausgemachter Küche - wenn man die Anfahrt über das schmale Bergsträßchen schafft.

Schon der große Antipasto aus dreierlei Salami und Schinken aus der Region mit angebratener Polenta duftet wie ein Kräutergarten, und die in Balsamico eingelegten Zwiebeln schmelzen herrlich süß. Wer es traditionell mag, kann auch den Vitello Tonnato oder die regionale Tartar-Variante Carne Salà kosten (je 12 Euro). Beim Primo gibt es ausschließlich hausgemachte Pasta, die zwar nicht ganz perfekt geformt ist, aber vollmundig schmeckt - zum Beispiel mit angenehm feinem Entenragout (10 Euro) oder Trüffel vom Monte Baldo (12 Euro). Dann ist man eigentlich schon satt. Trotzdem sollte man sich die Garda-Renke Lavarello vom Grill (15 Euro, nur wenn sie ins Netz geht) oder das wild-zarte Kaninchen (14,50 Euro) nicht entgehen lassen. Trattoria Loncrino, über Via Pirandello weiter auf Località Loncrino, 37010 Torri del Benaco.

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Trattoria dei Colli, Monzambano

Trattoria ai Colli

Quelle: Elisa Britzelmeier

Einfach und authentisch essen: Dafür müssen Gardasee-Urlauber am Südufer nur wenige Kilometer ins Hinterland fahren. Die Trattoria dei Colli liegt im Weiler Olfino an den Weinbergen, die Ursprünge des Gasthofs reichen mehr als 200 Jahre zurück. Hier trifft sich abends die Dorfjugend, Touristen verirren sich nicht oft hierher. Sie verpassen etwas: eine spektakulär unspektakuläre Küche. Pasta, Fleisch, Fisch, Gemüse und Wein, alles mit Liebe ausgesucht. Fangen wir mit der unscheinbarsten Beilage an: Die grünen Böhnchen, Fagiolini, verschmelzen verführerisch mit der Marinade aus Tomaten und Zwiebeln.

Die Bedienung serviert die Verdure am Tisch aus dem Beilagenwagen - auch gegrillte Paprika oder Zucchini sowie Tomaten und Salat (3,50 Euro). Sie bereichern die Secondi wunderbar. Das alte Sonntagsessen der einfachen Familien, Stracotto di Manzo, langgekochtes Rindfleisch, hier auf Mantovaner Art mit Polenta, ist weich und bissfest und mit einem Kräutersößchen verfeinert (7,50 Euro).

Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber einen Versuch wert könnte die Tagliata di Cavallo sein, die Scheibchen vom Pferd: Ihren dunkeldeftiger Geschmack fangen Grana-Käse und Rucola auf (10 Euro). Ein Gang zurück zu den Primi: Bei der Pasta überzeugen die Bigoli, dicke und feste Spaghetti, die nicht aus der Maschine gedreht, sondern aus der Pastapresse gedrückt werden - hier geschwenkt in zartfaserigen Wildschweinstückchen (6,50 Euro).

Auf Nachfrage lassen sich Pasta und Soßen kombinieren, etwa Tagliatelle mit puristischem Ragout (6 Euro). Alles ohne Schnickschnack, ohne Bildchen. Trattoria dei Colli, Via Ortaglia 1, Loc. Olfino, 46040 Monzambano.

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La Gelateria Homemade, Peschiera del Garda

La Gelateria Homemade

Quelle: David Costanzo

Auch wenn in diesem Jahr keine Gelateria vom Gardasee auf der Liste der hundert besten Eisdielen Italiens gelandet ist - es gibt auch dort Hersteller, die gute Produkte verwenden. Bei La Gelateria Homemade - Fatto in Casa im alten Ortskern von Peschiera kommt zum Beispiel nur Biomilch in die Eismaschine. Die Kreation der Saison: Anguria, also Wassermelone, mit Limette. Das Ergebnis schmeckt cremig, angenehm wenig süß und dafür leicht säuerlich frisch. Noch herber wird es in Kombination mit der sizilianischen Zitrone oder noch sahniger mit der Nussvariation Rocher. Das Eis wird in den Becher gestrichen, nicht zu Kugeln gerollt. Drei Sorten gibt es für 3, 50 Euro. Ebenfalls empfehlenswert an heißen Sommertagen: ein Becher Granita, ein sizilianisches Sorbet, hier mit Zitronen-, Minz- oder Erdbeergeschmack (für 2, 50 Euro). Darüber hinaus bietet die Gelateria Homemade verschiedene Eisvariationen an - unter anderem Frappés, Joghurteis und hausgemachtes Steckerleis. Und das sogar mit Gemüsegeschmack.

La Gelateria Homemade, Via Rocca 4, 37019 Peschiera del Garda.

© sz.de/kbl/ebri
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