Kostporbe: Platzhirsch, Breitbrunn:Höhenluft am Ammersee

Bedienung möchte man hier nicht sein. Gämsengleich müsste man bergauf laufen und wieder hinab springen über die Terrassen des wunderschönen Platzhirsch-Biergartens am Ammersee.

Luis Löschnigg

Das Personal dieses wunderschönen Biergartens am Gasthaus Platzhirsch in Breitbrunn am Ammersee ist zu bewundern ob seiner Kondition, wenn sich an Sommerabenden die Außengastronomie füllt. Die beiden Ebenen dieses ungewöhnlichen Gastgartens sind wegen der starken Hanglage des Grundstücks entstanden, auch der untere baumbestandene Teil liegt immer noch zwei Meter über Straßenniveau.

Kostporbe: Platzhirsch, Breitbrunn: Am Hang gelegen: Der Platzhirsch-Biergarten.

Am Hang gelegen: Der Platzhirsch-Biergarten.

(Foto: Foto: Franz Xaver Fuchs)

Vor gut einem Jahr hat der Platzhirsch in Breitbrunn sein neues Revier gefunden. Bislang war nicht zu bemerken, dass dem Wirt und seiner Truppe die Höhenluft zu Kopf gestiegen wäre. Im Gegenteil: Das Personal war bei unseren Besuchen stets gut aufgelegt, auch wenn es im Ganztagesbetrieb ohne Ruhetag sicher schon etliche Kilometer zwischen Küche und Biergarten oder Gasträumen zurückgelegt hatte. Der Service ist neben der sehr guten Leistung der Köche besonders zu loben, kam beim Besucher doch das Gefühl auf, als Gast willkommen zu sein und ernst genommen zu werden.

Zur Gemütlichkeit trägt viel die Toleranz bei, die hier Kindern entgegengebracht wird. Schon die Kiesel unter den Biergartentischen haben für die Kleinen ja große Anziehungskraft, aber als die liebevoll hergerichteten Kinderportionen kamen, streckten sich alle kiesgrauen Fingern danach aus. Die etwas Größeren tollten auf dem nebenan liegenden Wiesenhang. Dann griffen auch sie in knackig frittierte Pommes und nach der Biolimonade eines örtlichen Produzenten, während die Eltern noch beim modischen Sprizz (4,50 Euro) saßen.

Drei locker-luftige Nocken

Beliebt war bei allen Jahrgängen der Flammkuchen, den die Karte klassisch mit Speck und Sauerrahm (6,90) oder in Variationen anbietet. Hauchdünn und brüchig wie Glas waren die Fladen, die aussahen, als hätte jemand winzige Luftkissen im Inneren des Teigs aufgeblasen. Auch das Wurzelbrot, mit Tomaten und gebratenem Speck belegt und mit Emmentaler überbacken (6,50), eignete sich bestens, den Hunger zur Halben Hellen (2,80) zu stillen.

Ordentlich groß war die Portion Hirschfleischpflanzerl (9,80) mit Kartoffelsalat und einem Blattsalatbouquet. Das Faschierte war ausgesprochen fein gewürzt und wunderbar locker. Damit harmonierte die eher herbe Preiselbeersoße, die vom Wacholder gerade so viel angenommen hatte, dass die kräftige Gewürzbeere nicht vorschmeckte. Ebenso hervorragend gewürzt war das Ragout vom Lamm und schwarzen Oliven, das die Penne rigate umgab (9,50) - und einige am Tisch so süchtig machte, dass sie eigens Weißbrot orderten, um auch die letzten Soßenreste vom Teller aufzutunken.

Wer nur ein wenig von den Vorspeisen naschen wollte, der war mit der Räucherfischmousse gut bedient (7,80). Die drei locker-luftigen Nocken schmeckten typisch, aber unaufdringlich nach dem geräucherten Fisch, ein wenig Salat mit Sojasprossen ergänzte das kleine Gericht. Als kleiner Sattmacher entpuppte sich die Sülze vom Kalbstafelspitz (12,80), der ein lauwarmer Pfifferlingsalat beigelegt war. Die fein abgestimmte Sülze mit dem hauchdünn geschnittenen Kalbfleisch und dem miniaturisierten Wurzelgemüse kam in einem Weck-Glas auf den Teller.

Bodenständiger Ausklang

Anlass zur Kritik gab es kaum. Einmal war der Semmelknödel zum Schweinsbraten (8,50) etwas zu lange im Wasser gewesen und flockte ein wenig aus, zwei Mal dagegen waren Salzkartoffeln und Röstkartoffeln nicht lange genug gekocht und innen hart, und mehrere Male fehlte an den Speisen einfach nur Salz. Dass dies beim Buntbarschfilet passierte, der auf der Karte als "Fish und Chips" (14,90) aufschien, war jedoch nicht weiter tragisch: Der Fisch war nämlich keineswegs fade, hatte er doch viel Eigengeschmack.

Ganz und gar nicht nachwürzen musste man beim Höhepunkt unter den Fischgerichten, einem Saltimbocca aus Scampi (15,80). Mehrere dicke Garnelenstücke hatte der Koch in Salbeiblätter und Parmaschinken gewickelt und so geschickt gebraten, dass die Schinkenhülle knusprig wurde und das Fleisch des Krustentiers trotzdem schön saftig blieb.

Zum bodenständigen Ausklang brachte die Bedienung einen locker-luftigen Kaiserschmarrn, prachtvoll gold-braun gebackene Teignuggets mit herb-süßem Pflaumenkompott und Vanilleeis (7,90), auf den Biergartentisch.

Platzhirsch. Hauptstraße 6, Breitbrunn am Ammersee, Telefon 08152/9938091. www.platzhirsch-am-see.de. Geöffnet täglich von 10 bis 1 Uhr.

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