Kosten noch unklar:Pasings Viktualienmarkt wird neu gebaut

Kosten noch unklar: Der Brunnen bleibt erhalten, das Ladenkarree wird abgerissen und neu gebaut: Der Pasinger Viktualienmarkt wird zur Baustelle.

Der Brunnen bleibt erhalten, das Ladenkarree wird abgerissen und neu gebaut: Der Pasinger Viktualienmarkt wird zur Baustelle.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Sanierung des bisherigen Gebäudes lehnten die Händler ab - sie wollen mehr Platz. Der Stadtrat billigt den Plan

Von Dominik Hutter

Neubau statt Sanierung, und alle Händler dürfen bleiben: Nach diesem Prinzip will die Stadt den Pasinger Viktualienmarkt erneuern. Der Kommunalausschuss des Stadtrats segnete das Konzept am Dienstag einstimmig ab. Wann es losgeht und wie viel das neue Karree an der Bäckerstraße kostet, ist noch unklar. Kommunalreferent Axel Markwardt geht von einer einstelligen Millionensumme aus, die überwiegend die Stadt zahlen muss. Über die Händlermieten auf dem ohnehin defizitären Markt lassen sich die Investitionen voraussichtlich nicht refinanzieren. Markwardt findet, dass die Stadt angesichts der Beliebtheit und Bedeutung der vier Münchner Lebensmittelmärkte ein Minus in Kauf nehmen könne. Dennoch will sich seine Behörde bemühen, das Defizit zu verkleinern - möglicherweise auch durch eine verträgliche Mieterhöhung.

Anders als der Viktualienmarkt in der Altstadt sowie die städtischen Märkte am Wiener und Elisabethplatz ist der Pasinger Markt keine Ansammlung kleiner Buden auf einer Platzfläche, sondern besteht aus einer Art Vierkanthof, in dem die Händler ihr Sortiment feilbieten. Das soll auch künftig so bleiben. Da die von Händlern wie Behörde gewünschten Verbesserungen aber nur bei einem Neubau umgesetzt werden können, haben Markwardt und nun auch der Stadtrat eine Sanierungsvariante verworfen. Künftig soll es wesentlich mehr Platz für die Händler geben. Zudem verschwindet das Schirm-Kuddelmuddel im Innenhof: Die dortigen Verkäufer erhalten Platz im Neubau, der um 80 Prozent mehr Fläche verfügen wird als der marode Altbau. 458 statt der bisherigen 252 Quadratmeter stehen zur Verfügung. Dafür rücken die Außenmauern des Gebäudes nach innen in den Hof hinein. Auf der rechteckigen Freifläche soll es trotzdem großzügiger zugehen. Zwar gibt es weiterhin Auslagen im Freien, der historische Fischbrunnen soll aber gut sichtbar sein. Es soll Platz für Flaneure geben und möglicherweise auch Sitzgelegenheiten für die Gastronomie. Zudem werden mehr Toilettenanlagen eingeplant.

Ob auch der aktuell ungenutzte Keller aufgemotzt wird, steht noch nicht fest. Der Stadtrat beauftragte auf Anregung der CSU das Kommunalreferat damit, dies noch einmal zu prüfen. Man dürfe nicht nur nach aktuellem Bedarf planen, sagt CSU-Stadträtin Kristina Frank, die noch in diesem Sommer die Nachfolge des in den Ruhestand gehenden Kommunalreferenten Markwardt antritt. Der amtierende Behördenchef machte den Politikern nicht allzu viel Hoffnung: Die Händler hätten bereits klar gemacht, dass sie keinen Bedarf an zusätzlichen Lagerflächen haben. Im Keller sind größere Mengen Schutt abgeladen, die Verwaltung würde die Gewölbe aus statischen Gründen am liebsten komplett verfüllen.

Damit die Pasinger auch in der Bauphase weiter Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Blumen einkaufen können, soll es einen Interimsmarkt geben. Der ursprünglich bevorzugte Standort nahe dem Einkaufszentrum Pasing Arcaden ist dabei aus dem Rennen - die städtischen Planer haben erst spät erfahren, dass an eben dieser Stelle vom Frühjahr 2019 an eine Brücke über die Offenbachstraße gebaut wird. Da an der Gleichmann- und Bäckerstraße nur eine unerwünschte Aneinanderreihung von Buden ohne echten Marktcharakter möglich wäre, haben sich die Verantwortlichen nun für den Platz vor dem Pasinger Rathaus entschieden. Die Fläche an der Ecke Bäcker-/Landsberger Straße ist nur wenige Schritte vom angestammten Standort entfernt.

Anders als bei den anderen kommunalen Märkten, die ebenfalls saniert werden müssen, ist es beim Pasinger Viktualienmarkt vergleichsweise friedlich zugegangen. Heftige Proteste von Anwohnern und Händlern blieben aus. Das wurde im Stadtrat als gelungene Vermittlungsleistung der städtischen Markthallen gelobt. "Das ist der erste der vier Märkte, bei dem es keinen Ärger gab", lobte SPD-Kommunalsprecherin Ulrike Boesser.

Dass nach jahrzehntelangem unveränderten Betrieb nun alle Münchner Märkte auf einmal neu geplant werden, liegt nach Auskunft Markwardts an den typischen Nutzungszyklen: Viele der Bauten stammen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und gehen nun allmählich in die Knie - nicht zuletzt wegen der immer schärferen Hygiene- und Brandschutzvorschriften, die für alle Märkte gleichermaßen gelten. Noch vor der Sommerpause sollen auch die Planungen für den Viktualienmarkt in der Altstadt dem Stadtrat präsentiert werden. Dort wird vor allem im Bestand und peu à peu saniert, es gibt aber nahe der Frauenstraße auch einen Neubau.

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