Kosten für geplante Sanierung steigen:208 Millionen Euro für den Gasteig

Gasteig

Teure Sanierung: Allein die Stadtbücherei wird 56 Millionen Euro verschlingen.

(Foto: Benjamin Krischke)

Die geplante Sanierung des Gasteigs wird immer teurer: Die jüngste Schätzung der Stadt geht mittlerweile von 208 Millionen Euro aus. Doch was aus dem städtischen Kulturzentrum wird, hängt auch davon ab, ob München einen neuen Konzertsaal bekommt.

Von Dominik Hutter

Die geplante Sanierung des Kulturzentrums Gasteig wird immer teurer: Die jüngste Schätzung, die die Stadt München hat erstellen lassen, geht mittlerweile von Gesamtkosten von 208 Millionen Euro aus - das sind 37,5 Millionen Euro mehr als bei der letzten Kostenschätzung. Allein die Sanierung der Stadtbücherei wird 56 Millionen Euro verschlingen.

Noch nicht eingerechnet in die jüngste Schätzung sind die Kosten für einen akustischen Umbau der Philharmonie. Je nach Variante würde dies weitere 60 bis 70 Millionen Euro kosten. Die zähe Debatte um einen neuen Konzertsaal entwickelt sich dabei zunehmend zur Belastung für die Zukunft des Gasteigs.

Das Horrorszenario von Gasteig-Chefin Brigitte von Welser sieht so aus: Erst wird die Philharmonie 2018 für ein halbes Jahr geschlossen, um die dringendsten Arbeiten zu erledigen, etwa beim Brandschutz. Einige Jahre später rücken dann erneut Bauarbeiter an, um den Saal akustisch nachzurüsten.

Von Welser würde lieber schon 2018 alles in einem Aufwasch umbauen: "Ich hoffe, dass wir gleich mehr tun dürfen." Dazu allerdings bräuchte es Gewissheit, ob neben den Philharmonikern weiterhin auch das BR-Symphonieorchester im Gasteig auftritt - doch wann hier eine endgültige Entscheidung fällt, ist nicht absehbar.

Dabei wird schon die ohnehin geplante Sanierung des Gasteigs teuer genug für die Stadt. In dem im Fachjargon als "Sowieso-Szenario" bezeichneten Bau-Paket ist nur das Allernötigste enthalten, damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Die aus Technik- und Brandschutzgründen fällige Sanierung wird nach neuesten Zahlen bis 2023 rund 208 Millionen Euro kosten.

Nur 2,6 Millionen in echte Investitionen

Am Dienstag beschäftigt sich der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats mit einer ersten Stufe des Programms: Zwischen 2014 und 2017 sind 22,6 Millionen Euro veranschlagt. Davon fließen nur 2,6 Millionen in echte Investitionen, etwa neue Lautsprecher im Carl-Orff-Saal oder als dickster Brocken der 735.000 Euro teure Austausch des Philharmonie-Tonstudios, für das der Hersteller keine Ersatzteile mehr liefert.

Der Rest wird unter anderem für Reparaturen in der Tiefgarage (4,6 Millionen), die Feuerlöschanlage (zwei Millionen) und die Abdichtung der Glasdächer in der Bibliothek (zwei Millionen) benötigt.

Für die Gasteig-Besucher wird es 2018 unangenehm. Dann muss die Philharmonie für ein halbes Jahr geschlossen werden. Eine Ausweichspielstätte gibt es bislang nicht, die Suche dürfte schwierig werden. Von Welser geht davon aus, dass die Musiker verstärkt auf Konzertreise gehen und die Chance nutzen, an ungewöhnlichen Orten in München aufzutreten.

Warum die Bibliothek so teuer ist

Den größten Sanierungsbedarf hat die Bibliothek, die wohl für zwei Jahre dichtgemacht werden muss. Die Medien sollen ausgelagert, über die Filialen der Stadtbücherei aber weiter zur Ausleihe angeboten werden. Bislang nicht berücksichtigte Kosten für die Anmietung von Lagerräumen sowie den Umzug sind unter anderem dafür verantwortlich, dass sich die Gasteig-Sanierung seit der letzten Kostenschätzung verteuert hat.

Weitere Preistreiber sind der nachträglich aufgenommene Umbau der Ladezone in der Kellerstraße sowie die Nachrüstung der Philharmonie für Livestream-Übertragungen. Den mit Abstand größten Teil des immerhin gut 20-prozentigen Aufschlags macht die Fortschreibung der Baukosten aus. Die Zahlen seien jetzt langfristig belastbar, versichert von Welser. Und "mit Reserve gerechnet".

Damit der Gasteig fit für die Zukunft ist, reichen die 208 Millionen aber nicht aus, davon ist die Gasteig-Chefin überzeugt. Derzeit laufen Gespräche sowohl mit den Philharmonikern, als auch mit den Verantwortlichen von Bibliothek und Volkshochschule, welche Modernisierungswünsche es gibt.

Die Philharmoniker dürften dabei auf weitere Investitionen in die Akustik drängen. Sie hatten sich vor einigen Monaten per Brief an Oberbürgermeister Christian Ude beschwert: Das Sanierungspaket sei allenfalls geeignet, "die Philharmonie des Jahres 2023 in den Stand des Jahres 2000 zu versetzen".

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