Wettbewerb:Mehr als 200 Architekturbüros wollen den Konzertsaal bauen

Bauarbeiten im Werksviertel in München, 2016

Auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände im Werksviertel hinter dem Münchner Ostbahnhof soll der neue Konzertsaal stehen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Das Bauamt wird maximal 35 Büros aus den Bewerbungen auswählen.
  • Die Teilnahme könnte sich lohnen: Für den ersten Platz gibt es 125 000 Euro, insgesamt stellt der Freistaat eine halbe Million Euro an Preisgeldern zur Verfügung.
  • Im Sommer 2017 soll die Auftragsvergabe starten.

Von Christian Krügel

Das neue Münchner Konzerthaus im Werksviertel wollen 205 Architekten aus 18 Ländern bauen. So viele Büros haben zumindest bis zum Meldeschluss für den Architektenwettbewerb in der vergangenen Woche ihre Unterlagen beim Staatlichen Bauamt eingereicht. Für so ein schwieriges Bauprojekt sei das eine gute Resonanz, heißt es in Architektenkreisen.

Kunstminister Ludwig Spaenle äußert sich euphorischer: Die hohe Bewerberzahl gerade aus dem Ausland zeige, dass das Münchner Konzerthaus ein "Weltprojekt" sei, das "international höchste Aufmerksamkeit" habe. Bis November soll entschieden werden, welche Büros sich beteiligen dürfen, im Mai 2017 soll der Sieger des Architektenwettbewerbs gekürt werden.

Auf dem Papier klingt die Aufgabe einfach: Auf einer Nutzfläche von 9500 Quadratmetern sollen zwei Säle entstehen, einer mit 1800 und einer mit 600 Plätzen, dazu noch ein dritter großer Raum, den die Musikhochschule als Projekt- und Aufführungssaal nutzen soll. Dazu kommen Räume für pädagogische Angebote und Gastronomie, Büros und Läden sowie eine mehrgeschossige Tiefgarage. All das ist auf dem Areal der früheren Kultfabrik im Werksviertel geplant.

Pro forma eine lösbare Aufgabe - aber die ideellen Anforderungen, insbesondere von Ministerpräsident Horst Seehofer, sind gewaltig. Der Regierungschef verspricht Musikfreunden und den BR-Orchestern ein Konzerthaus von "Weltrang mit absoluter Spitzenakustik", ein Aushängeschild für den Kulturstaat Bayern in der Welt.

Entsprechend erleichtert dürfte Kunstminister Spaenle sein, dass sich zumindest die Architektenwelt auch für das Projekt interessiert. Aus Bayern beteiligten sich viele Büros, berichtet Spaenle, ihre Teilnahme zugesagt haben aber eben auch all die großen Namen der Architekturszene. Sechs davon hatte man zu dem Wettbewerb von vornherein eingeladen, alle können entsprechende Referenzprojekte aufweisen, keiner von ihnen hat abgesagt.

Mancher Bewerber überrascht

Gerkan, Marg und Partner (Berlin) bauten etwa das Grand Theatre in der chinesischen Stadt Qingdao; Henning Larsen Architects (Kopenhagen/München) das Opernhaus in Kopenhagen und das Konzerthaus in Reykjavik. Die norwegischen Architekten von Snøhetta machten mit dem Bau der Oper von Oslo Furore. Schultes Frank Architekten (Berlin) haben zumindest Erfahrung mit Großprojekten wie dem Bundeskanzleramt in Berlin.

Etwas überraschend dürfte vielleicht sein, dass sich auch das Büro von Herzog & de Meuron beteiligt, die Architekten, die mit dem Bau der Elbphilharmonie einschlägige und nicht immer positive Erfahrungen machten. Und auch der US-amerikanische Architekt Frank Gehry, Erbauer der Disney Concert Hall in Los Angeles ist dabei, obwohl er Anfang des Jahres im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung solche Architektenwettwerbe "ein Desaster" nannte. "Es fehlt einfach ein gewisses Level an Expertise, wenn in diesem Gremium vor allem politische Mitglieder sind. Ich verstehe natürlich, warum man diese Wettbewerbe macht. Aber sie sind nicht hilfreich für die Qualität der Architektur", sagte Gehry damals.

Die Jury tagt im Mai

Sollte sein Büro in die Endauswahl kommen, wird Gehry aber genau auf Politiker angewiesen sein. Denn als Sachpreisrichter des Wettbewerbs stehen bislang schon Seehofer, Spaenle und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter fest. Ob und wie auch Musiker in die Jury eingebunden würden, sei noch offen, sagt der Kunstminister. Das bietet durchaus Konfliktstoff, denn die Zahl der Juroren bei einem solchen Wettbewerb ist begrenzt. Mitreden werden aber viele wollen, allen voran der Bayerische Rundfunk, dessen Orchester von dem Haus am meisten profitieren wird und dessen Chefdirigent Mariss Jansons einer der Hauptmotoren des Projekts ist. Als Fachpreisrichter sollen unter anderem Stadtbaurätin Elisabeth Merk und Baudirektor Kurt Bachmann vom Staatlichen Bauamt urteilen.

Die Jury tagt am 17. und 18. Mai 2017. Bis dahin ist es für die Architekten noch ein langer Weg. Aus den 205 Bewerbern wählt das Bauamt maximal 35 Teilnehmer aus. Die werden im Dezember in einem Kolloquium alle Fragen rund um das Konzerthaus erörtern, bis März müssen die Entwürfe abgegeben werden. Die Teilnahme könnte sich lohnen: Für den ersten Platz gibt es 125 000 Euro, insgesamt stellt der Freistaat eine halbe Million Euro an Preisgeldern zur Verfügung. Deshalb hofft Spaenle auf entsprechende Qualität. Das Ziel sei klar: "Im Sommer 2017 wollen wir die Auftragsvergabe starten."

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