Konzertsaal-Debatte:Symphonie im Parkcafé

Die Konzertsaal-Debatte hat eine neue kühne Vision hervorgebracht: Nach Marstall, Isar und Residenz kommt nun das Gelände beim Parkcafé und Alten Botanischen Garten in die Diskussion.

Christian Krügel und Christian Mayer

Der Marstall, die Isar, die Residenz - an spektakulären Vorschlägen für einen möglichen Standort hat es in der Debatte über einen neuen Münchner Konzertsaal zuletzt wahrlich nicht gefehlt. Jetzt kommt ein weiterer prominenter Platz in die Diskussion: der Alte Botanische Garten. Bis zum Großbrand im Mai 1931 stand an der Nordseite des kleinen Parks der Glaspalast, Schauplatz vieler bedeutender Ausstellungen. Während der NS-Zeit wurden dann die Gebäude gebaut, in denen sich heute unter anderem das Parkcafé befindet.

Park-Cafe in München, 2011

Ein Konzertsaal, wo einst der berühmte Glaspalast stand? Parkcafé-Betreiber Christian Lehner findet die Idee amüsant.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Bauten stünden zwar unter Denkmalschutz, sie abzureißen dürfte aber keine großen Probleme bringen - ein großer architektonischer Wurf sind sie nicht. Das glaubt zumindest Ulrich Wittermann. Er ist Geschäftsführer der "Freunde der Residenz", ein Verein mit rund 350 Mitgliedern, der sich schon für einen Konzertsaal im Marstall starkgemacht hatte. "Wir wollen einen Standort, der wirklich eine Verbesserung des Stadtbildes bringt", sagt Wittermann.

Keiner der Plätze, die derzeit diskutiert werden (Finanzgarten, Circus Krone, Museumsareal), könne das leisten. Deshalb habe er sich mit Vorstandsmitglied Paul Siebertz auf die Suche gemacht - und im Alten Botanischen Garten "einen hervorragenden Ort" gefunden. "Der Platz wäre zentral, gut zu erreichen und ausreichend groß.

Und er wird bis heute städtebaulich nicht genutzt", sagt Siebertz. Wittermann nennt das Parkcafé eine "uninspirierte Lösung", an dessen Stelle ein urbaner Kulturort mit perfektem U- und S-Bahn-Anschluss entstehen könnte. Zudem gäbe es über die Arcisstraße eine Verbindung zum Museumsareal - was sich Kunstminister Wolfgang Heubisch wünscht.

Allerdings stößt die Idee schon innerhalb des Vereins auf heftigen Widerstand. "Wer so etwas vorschlägt, desavouiert sich selbst", schimpft Vorstandsmitglied Klaus Bäumler, der 30 Jahre lang Bezirksausschussvorsitzender der Maxvorstadt war. Er habe immer für den Erhalt dieser "einmaligen historischen Grünfläche im Herzen der Stadt" gekämpft. Der Park dürfe genauso wenig zerstört werden wie der Finanzgarten am Odeonsplatz. Zudem ließen die schwierigen Besitzverhältnisse kaum einen Bau zu: Eigentümer sei zwar der Freistaat, die Stadt habe aber Erbbaurecht im Bereich des Parkcafés. Der Vorschlag sei weder im Vorstand noch mit den Mitgliedern des Vereins abgestimmt worden, sagt Bäumler. "Das ist ein Alleingang, ein Windei im Sommerloch."

Deutlich gelassener formuliert der Pächter im Parkcafé, Christian Lehner, seine Ablehnung. "Theoretisch ist die Idee nicht schlecht - aber in der Praxis unmöglich", sagt der Wirt. Seit dem WM-Sommer 2006 betreibt er das Restaurant mit Biergarten, aber auch andere Lokale wie das Enchilida in der Gabelsbergerstraße oder das Big Easy in Neuhausen. Der 40-Jährige plant gerade eine größere Renovierung des Dreißiger-Jahre-Baus. "Da geht es um die Wärmeisolierung und die Bausubstanz, die wir gemeinsam mit dem Freistaat und der Brauerei auf den neuesten Stand bringen wollen", sagt der Gastronom.

Das Parkcafé mit seinen 1000 Freiplätzen und 500 Plätzen im Restaurant werde von den Münchnern gut angenommen, deshalb sehe er keinen Grund für eine so radikale Veränderung. "Wer so etwas vorschlägt, muss sich bewusst sein: Ein Konzertsaal in dieser heiklen Innenstadtlage wird enorme Diskussionen und planungsrechtliche Fragen aufwerfen - bis da irgendetwas passiert, vergehen zehn Jahre. Das ist ein sehr verträumter Vorschlag, vielleicht waren die Freunde der Residenz abends zu lange im Biergarten", sagt Lehner.

Eine Vorentscheidung, wo der Konzertsaal gebaut werden könnte, will die Findungskommission von Minister Heubisch im September fällen. Danach sollen für drei Standorte Machbarkeitsstudien erstellt werden.

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