Konzerte im Olympiastadion:Solo für Coldplay

Am Mittwoch steht "das größte Konzert des Jahres" in München an - zumindest ist Coldplay die einzige Band, die heuer das Olympiastadion füllt. 2013 soll es dann aber wieder mindestens fünf Großkonzerte geben.

Oliver Hochkeppel

Es ist soweit. Mit den Britpoppern von Coldplay steigt an diesem Mittwochabend im Olympiastadion "das größte Konzert des Jahres", wie zu lesen war. Rein quantitativ ist das schwer zu bestreiten, ist es doch das einzige reguläre Stadionkonzert in diesem Jahr.

Konzert der Rolling Stones in Muenchen

Mick Jagger spielte 2006 mit den Rolling Stones im Olympiastadion.

(Foto: dapd)

Warum aber sind kaum mehr Stars im Olympiastadion als zu den Zeiten, als dort auch noch Fußball gespielt wurde? Ist München als Konzertort auf dem absteigenden Ast?

"Nein, der Eindruck täuscht. München zählt sicher zu den begehrtesten Standorten auch für Freiluft-Konzerte in Deutschland", entgegnet Ralph Huber, Geschäftsführer der Olympiapark GmbH. "Aber es hängt alles von den Tourneeplänen der Künstler ab, von ihrem Management und den großen nationalen Veranstaltern, darauf haben wir selbst kaum Einfluss."

Vor allem aber ist auch nach dem Umzug der Münchner Vereine 2005 in die Fröttmaninger Arena der Fußball das größte Hemmnis geblieben: "Im Konzertgeschäft gibt es diesen Zweijahresrhythmus, abhängig von den Europa- und Weltmeisterschaften. In den geraden Jahren gehen die Künstler so gut wie nicht auf Open-Air-Tourneen. In diesem Jahr kamen noch die Olympischen Spiele dazu. In den ungeraden Jahren haben wir dafür eigentlich immer drei bis fünf Konzerte," erklärt Huber.

Bleibt festzuhalten, dass es ohnehin nur eine exklusive Musiker-Riege schafft, die bis zu 75.000 Plätze des Olympiastadions zu füllen. Gerade mal drei Dutzend Bands und Stars waren zu Gast, seit die Rolling Stones - die auch am häufigsten hier waren - 1982 den Anfang machten. Robbie Williams hält mit drei ausverkauften Abenden am Stück den Zuschauerekord.

Doch ob Michael Jackson, Genesis, Tina Turner, Bon Jovi, U2 oder Herbert Grönemeyer - es waren und sind vor allem die großen Alten, die das Stadion füllen. Und die sind eben oft bereits in Rente. "Es kommen nur noch selten Jüngere wie jetzt Coldplay nach", bestätigt Huber. "Die Künstler werden nicht mehr über Jahrzehnte aufgebaut wie früher, es gibt viel mehr Eintagsfliegen. Auch deshalb geht der Trend eher zum Festival."

Mit "Rock Over Germany" und zwei Mal "Rock im Park" hat man das Mitte der Neunziger auch im Olympiastadion versucht. Doch um die dafür nötige Infrastruktur - vom Camping bis zur Nebenbühne - steht es im Olympiapark eher schlecht, obwohl "wir wohl für alles eine Lösung finden würden", wie Huber ergänzt. Er setzt darauf, dass das Festival "Energy In The Park" des gleichnamigen Radiosenders mittelfristig ins Stadionformat wächst.

Bliebe noch die kleine Variante, wie sie im Rahmen des "Sommernachtstraums" im Juli Culcha Candela und die Spider Murphy Gang vorexerzierten, und wie sie in zwei Wochen außerplanmäßig auch Chad Kroeger mit Nickelback wegen der Verzögerung der Sanierungsarbeiten in der Olympiahalle nutzen wird: Eine Querbühne vor der Haupttribüne, die das Fassungsvermögen etwa halbiert. Wäre das ein Modell, um mehr Auftritte zu bekommen? "Diese Überlegungen gab es immer wieder mal", sagt Huber, "auch weil es oft Beschwerden bei Konzerten auf dem Königs- oder Odeonsplatz gibt."

Doch stünden im sommerlichen Veranstaltungsmix zwischen Weinmessen, Marathon und DTM oft gar nicht die Zeiträume zur Verfügung. "Heuer mussten wir zum Beispiel auf Bruce Springsteen verzichten, weil wir das von ihm benötigte Zeitfenster nicht hatten."

Immerhin können sich Open-Air-Fans auf nächstes Jahr freuen, das zu ihrem Glück ein ungerades ist: "Fünf Konzerte im Stadion sind schon sicher, wahrscheinlich kommt ein sechstes dazu", verkündet Huber.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: