Konzert:Nicht nur Jazz

Konzert: Eine stringente Laufbahn absolvierte Trompeter Nils Wülker.

Eine stringente Laufbahn absolvierte Trompeter Nils Wülker.

(Foto: Koenigsmann)

Der Trompeter Nils Wülkers im Strom

Von Oliver Hochkeppel

Lustig, dass Nils Wülkers neues Album wie das jüngste Modell des größten deutschen Autobauers heißt: "Up". Denn in der Tat ist der aus Bonn stammende, in Hamburg lebende Trompeter so etwas wie der Volkswagen unter den deutschen Jazzern: Er läuft und läuft und läuft , und reinsetzen dürfen und sollen sich bei ihm nicht nur Jazzfans.

Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass der 37-Jährige bis zu seinem 16. Lebensjahr selbst überhaupt nichts mit Jazz am Hut hatte. Er hatte mit sieben mit Klavier, mit zehn dann mit Trompete angefangen - rein klassisch. Die Wende kam, als er 1994 als Austauschschüler in den USA war. Die Acid-Jazz-Welle erwischte ihn voll: "Bands wie die Brand New Heavies, Incognito oder Us3 haben mich elektrisiert. Und dann hat mir jemand Miles Davis vorgespielt, das hat mich umgehauen." Weil nicht nur der Ehrgeiz geweckt war, sondern Wülker auch mehr Talent mitbrachte als andere, verlief der Weg danach konsequent: Parallel zum Studium an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler spielte er im Jugend-jazz-Orchester NRW, im Bundesjazz-Orchester, in der RIAS Bigband, aber auch im avantgardistischeren Thärichens Tentett seines Dozenten Nicolai Thärichen.

Wülkers Solodebüt 2002 war gleich ein Paukenschlag: Bei "High Spirits" spielten nicht nur US-Stars wie Gene Calderazzo und Orlando LeFleming mit, es erschien auch als erstes Album eines deutschen Jazzers überhaupt bei Sony Music. Seiner plötzlichen Popularität kam auch zugute, dass er die musikalische Untermalung für die BR-Space Night gestalten durfte. Der passionierte Bergsteiger Nils Wülker behielt bei aller Pop-Nähe seinen eigenen Jazz-Kopf. Bis 2012 produzierte er fünf Alben fürs eigene Label "Ear Treat" mit Gäste wie Torun Eriksen oder Dominic Miller. Und er spielte selbst bei Ute Lemper, Omara Portuondo und mit den Hang All Stars der Gruisin Brüder.

Für das neue Album "Up" ist er jetzt nicht nur zu einem Major Label (Warner) zurückgekehrt, er versteht es auch als Ergebnis einer für ihn neuen Teamarbeit, nicht zuletzt mit Co-Produzent und Co-Autor Peter Vettese. Zugleich wollte er nach dem rockigen "6" und dem loungigen "Just Here, Just Now" ein Song-Album machen. Weil die eigene Gesangsstimme dafür nicht reicht, holte er mit Max Mutzke, Xavier Naidoo, Sasha (die hier alle jazzig singen!) deutsche, mit Lauren Flynn, Craig Armstrong, Jill Scott und Mocky und Ozark Henry internationale Prominenz ins Studio. Die wird beim Auftritt im Ampere natürlich fehlen, da spielen dann Trompete und Flügelhorn wieder die Hauptrolle. Und seine amtliche Jazzband, die es live sicher mehr krachen lässt als auf dem Album. Das trotzdem sein vielleicht schönstes ist und endgültig jeden Vergleich mit Till Brönner obsolet werden lässt.

Nils Wülker & Band, Sonntag, 12. April, 20 Uhr, Ampere, Zellstraße 4

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