Konzert:Deep Purple können es noch

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Deep Purple in München am Tollwood (Foto: Ralf Dombrowski)

Keyboard-Solo? Macht kaum ein junger Rockmusiker mehr. Doch warum sollten sich Deep Purple bei ihrem Auftritt am Tollwood anpassen - schließlich waren sie schon dabei, als der Rock erfunden wurde.

Konzertkritik von Ralf Dombrowski

Deep Purple waren dabei, als die Rockmusik erfunden wurde. Einige der Konzertrituale haben sie selbst geprägt, manche werden von ihnen hoch gehalten, obwohl sie eigentlich aus der Mode gekommen sind. Das Keyboard-Solo zum Beispiel hat bei jüngeren Rock-Kollegen kaum Bedeutung.

Deep Purple aber hatte schon in der Gründungsbesetzung Jon Lord im Boot, einen jungen Mann aus Leicester, den das Swinging London in die Hauptstadt gezogen hatte. Er war fasziniert von Jazzmusikern wie dem Hammond-Organisten Jimmy Smith, aber auch von Jerry Lee Lewis und dessen wilden Rock'n'Roll-Eskapaden. So kam es, dass Deep Purple in ihren Anfangsjahren einen Hauch von Swing mit in die lärmende Härte brachten, der noch Jahrzehnte später aufblitzt, wenn in der Tollwood Musikarena "Lazy" auf der Setlist seht.

Lords Nachfolger Don Airey hat zwar nicht den hintergründigen Spielwitz des Originals, gönnt sich aber trotzdem ausführliche und unterhaltsame Solo-Einlagen, die den Geist der alten Tage beschwören. Und der war überhaupt omnipräsent, denn Deep Purple konzentrierten sich zur Freude des jubelnden, im sommerlich heißen und ausverkauften Konzertzelt brütenden Publikums bis auf wenige aktuellere Stücke wie "Hell To Pay" oder "Uncommon Man" auf die Klassiker des eigenen Repertoires.

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Der Sänger Ian Gillan war zum Auftakt der diesjährigen Tournee gut bei Stimme, sang nicht nur die Hymnen von "Highway Star" bis "Smoke On The Water" mit dem nötigen Nachdruck, sondern ließ sich auch zu Urschrei-Ausbrüchen wie in "Space Truckin'" hinreißen. Steve Morse bekam ähnlich wie seine Tasten-Kollege viel Raum für ausführliche Gitarrenausflüge, die er mit reichlich Verzerrung und einem fröhlichen Lächeln im Gesicht auskostete.

Roger Glover war der verlässlich fundamentierende Pirat am Bass und Ian Paice brachte die fast zwei Stunden Donnertrommeln souverän und ebenfalls gut gelaunt hinter sich. Deep Purple waren schließlich schon dabei, als die Rockmusik erfunden wurden, und sie wissen, dass es ein Geschenk ist, weiterhin erfolgreich auf der Bühne zu stehen. Sie genießen es, gefeiert zu werden, und bedanken sich ihrerseits bei ihrem Publikum mit der bestmöglichen Show, die nach mehr als 45 Jahren Bandgeschichte machbar ist.

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