Kontrolle:Ganz besondere Tierfilme

Die Stadt will den Schlachthof künftig mit Kameras überwachen

Von Heiner Effern

Das Betäuben und Töten von Rindern und Schweinen im Münchner Schlachthof soll künftig mit Videokameras lückenlos dokumentiert werden. Auf diese Weise will der Stadtrat sicherstellen, dass Verstöße gegen das Tierschutzrecht sowie gegen Lebensmittel- und Hygienevorschriften verhindert werden. Die privaten Betreiber erklären sich laut Vorlage für den Kreisverwaltungsausschuss bereit, die Kameras freiwillig zu installieren. Möglicherweise hätte ihnen eine früher eingeführte Videoüberwachung viel Ärger ersparen können. Die Tierschutzorganisation Peta hatte den Schlachthof wegen vermeintlicher Rechtsverstöße beim Schlachten und der Fleischverarbeitung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren jedoch ein, weil kein Fehlverhalten nachzuweisen war.

Die Tierschützer von Peta hatten den Schlachthof Ende 2015 wegen Verstößen bei der Betäubung von Rindern angeprangert. Im Januar 2016 veröffentlichte ein früherer Mitarbeiter zusätzlich Videos, die er dort heimlich gedreht hatte. Auf diesen war zu sehen, wie im Zerlegebereich des Schlachthofs mit einem Dampfstrahler und Reinigungsschaum gearbeitet wurde, obwohl sich offenes Fleisch im Raum befand. Teile wurden sogar direkt angespritzt. Das führte dazu, dass sieben Tonnen Rindfleisch als "ekelerregend" eingestuft und entsorgt wurden. Peta erweiterte die Strafanzeige. Laut Stadtratsvorlage ermittelte die Polizei jedoch, dass der frühere Mitarbeiter seine Ex-Kollegen zum Spritzen mit dem Dampfstrahler bewusst angestachelt hatte, um die Videoaufnahmen zu erstellen. Mit diesen habe er versucht, seinen ehemaligen Arbeitgeber zu erpressen. Es habe sich aber herausgestellt, dass abgesehen von den inszenierten Aufnahmen korrekt gereinigt werde.

Dennoch will sich der Kreisverwaltungsausschuss an diesem Dienstag dafür einsetzen, dass die Betreiber des Schlachthofs auch bei der Rinderschlachtung Kameras installieren. Das Töten der Schweine wird bereits auf diese Weise dokumentiert. Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür jedoch nicht, die Stadträte sind auf die zugesicherte freiwillige Kooperation der Betreiber angewiesen. Zudem sollen künftig drei statt wie bisher zwei amtliche Tierärzte pro Schlachthalle nach dem Rechten sehen. Diese könnten den Ablauf lückenlos kontrollieren, was zwei Veterinäre im Alltag nicht schaffen. Auch seien dann zusätzlichen Schwerpunktkontrollen möglich.

Die Stadt rechnet nämlich schon damit, dass mehr Aufseher auch mehr Verstöße aufdecken. Momentan müssten die Veterinäre sich auf ihre Pflichten bei der Anlieferung konzentrieren. Deshalb könnten sie nicht kontinuierlich eine ordnungsgemäße Betäubung überwachen. "Es ist daher nicht gänzlich auszuschließen, dass in diesem Bereich fehlerhafte und/oder mangelhafte Betäubungen durchgeführt werden", heißt es in dem Stadtratspapier. Die Tierschützer von Peta hatten gerade in diesem Bereich Verstöße gegen die Vorschriften vermutet. Künftig sollen mit mehr Kameras und mehr Tierärzten auch diese ausgeschlossen werden.

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