Kontaktladen "Off":Bedrohte Oase

Lesezeit: 1 min

Der vor 25 Jahren gegründete Kontaktladen "Off" für Drogensüchtige sucht neue Räume

Von Florian Haenes

Leicht ist die Oase nicht zu finden: Zwischen Laubbäumen versteckt liegt sie hinter einer Tankstelle an der Rosenheimer Straße, in der Nähe des Ostbahnhofs. "Unsere Oase", so nennt die Einrichtungsleiterin Anke Block den Condrobs-Kontaktladen "Off" für Drogensüchtige, der jetzt sein 25-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Eigentlich treffen sich in der hellen Stube des Kontaktladens Drogensüchtige, tauschen benutzte gegen sterile Spritzen, holen sich medizinischen Rat und erhalten eine warme Mahlzeit. Mehr als 50 Klienten sind es täglich. Dem Trubel blieben sie fern. Als 1990 der kleine "Selbsthilfeverein Aids und Drogen" den Kontaktladen Off gründete, fand gerade ein Umdenken in der Drogenhilfe statt. Jahrzehntelang knüpften Sozialarbeiter und Therapeuten Hilfe daran, dass die Süchtigen schnell abstinent werden. Das Off war hingegen gerade für die Menschen gedacht, die von den Drogen nicht loskommen und mit der Sucht leben müssen.

Die Drogenpolitik habe lange Zeit nur auf Verfolgung und Prävention gesetzt, sagte Friederike Steinberger (CSU), seit 1990 Mitglied des Bezirkstags Oberbayern und inzwischen stellvertretende Präsidentin. "Die akzeptierende Drogenhilfe war damals neu und stieß auf Skepsis." Der Bezirk habe sich aber überzeugen lassen: Inzwischen trage er neben der Stadt München mit 675 000 Euro jährlich zur Finanzierung des Kontaktladens und des Ladens "Limit" in Schwabing bei. Auch die bayrische Landesregierung lobt die Kontaktläden inzwischen als einen "Riesenfortschritt und ein Zeichen der Menschlichkeit".

Obwohl die Politik geschlossen hinter dem Ansatz der Kontaktläden steht, ist die Zukunft des Off nun bedroht, denn im März 2016 muss das Haus geräumt werden. Alles solle abgerissen werden, damit neue Wohnungen gebaut werden können, erzählt Klaus Fuhrmann, Mitgründer des Off und Bereichsleiter für niedrigschwellige Hilfen bei Condrobs. Fuhrmann sucht derzeit nach einer neuen Bleibe für das Off im kommenden Jahr.

Auch das Nachbarhaus soll abgerissen werden. Darin wohnen bislang vier Drogensüchtige, die wegen ihres hohen Alters auf Betreuung angewiesen sind. Bereits im August müssen sie raus. "Für die Männer suche ich im Internet nach einer Wohnung, kontaktiere Vermieter und werde doch regelmäßig noch vor der Wohnungsbesichtigung aussortiert", berichtet Fuhrmann. Der Markt sei hart, die Süchtigen konkurrieren mit anderen Sozialhilfeempfängern und Flüchtlingen, die alle in München nach Wohnungen suchen. "Den Vermieter, der auf uns gewartet hat, muss ich noch finden," sagt Fuhrmann.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: