Kommunaler Außendienst:Sicherheitsdienst soll für Ordnung sorgen - und sucht dringend Personal

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Rima S. und Georgios Z. sind zwei der vorerst 25 Ordnungshüter des Kreisverwaltungsreferats. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die sicherste Millionenstadt will noch sicherer werden: München investiert sieben Milllionen Euro in einen kommunalen Sicherheitsdienst. Gestartet wird jetzt - auch wenn es noch ein paar Probleme gibt.

Wie Schwarze Sheriffs wirken die beiden nicht, nicht einmal wie blaue Sheriffs, trotz ihrer marinefarbenen Uniform. Rima S. will helfen, die Stadt besser zu machen, wie sie sagt. Dann schiebt die 36-Jährige schnell hinterher: "Also noch besser, als sie eh schon ist." Und der 28-jährige Georgios Z., der in München geboren wurde, ist nach acht Jahren bei der griechischen Polizei in Athen an die Isar zurückgekehrt, weil er Heimweh hatte und um für die Bürger da zu sein. Die beiden sind zwei der zunächst 25 Mitarbeiter des Kommunalen Außendiensts (KAD), die von Montag an rund um den Hauptbahnhof auf Streife gehen.

Die städtischen Sicherheitsleute sollen nicht nur Ansprechpartner für Bürger sein und allein durch ihre Präsenz für Ruhe und Ordnung sorgen, sagte Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) bei der Vorstellung am Freitag, sondern auch das städtische Recht durchsetzen und Ordnungswidrigkeiten verfolgen - etwa Trinker nachts am Hauptbahnhof in die Schranken weisen, Krachmacher ruhigstellen, Wildbiesler zur Rechenschaft ziehen oder gegen Menschen vorgehen, die nach städtischer Definition zu aufdringlich betteln.

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Die Truppe darf Platzverweise aussprechen, Bußgelder verhängen und kassieren, Identitäten feststellen und Störer dafür festhalten oder sogar mit auf die Wache in der Hackenstraße nehmen. Dabei gelte es, die "Balance zwischen dem Aufrechterhalten von Ordnung und großstädtischer Liberalität zu wahren", sagte der Kreisverwaltungsreferent. Gefragt seien eben keine Schwarzen Sheriffs, wie die Münchner den martialischen, skandalumwitterten U-Bahn-Dienst in den Siebziger- und Achtzigerjahren nannten. "Die haben manche noch in Erinnerung", sagte Böhle. "Manche auch nicht in guter."

Die städtischen Ordnungshüter gehen unbewaffnet und ohne Handschellen auf Streife. Die Initiatoren bei der CSU wollten sie zwischenzeitlich mit Pistolen ausrüsten, aber das lehnte der Stadtrat ab. "Der Kommunale Außendienst soll nicht an die Stelle der Polizei treten, das sieht auch die Polizei so", sagte Böhle. Die Ordnungshüter tragen Stichschutzwesten und führen ein Reizgas mit sich. Ein Namensschild haben die Bürger in Uniform nicht, auch keine Nummer. Sie werden Dienstausweise mit sich führen. Sieben Millionen Euro im Jahr lässt sich die sicherste Millionenstadt das Plus an Sicherheit kosten. Grüne, FDP und Linke lehnten das als unnötig ab.

Zum Auftakt improvisiert die Truppe noch. Bislang ist sie erst 25 Mitarbeiter stark, weitere 25 haben eine Zusage, aber noch keine Ausbildung - darunter erst drei Frauen. Die angestrebten 92 Mitarbeiter werden wohl erst im kommenden Jahr auf Streife gehen. Das Einsatzgebiet hat das KVR vorerst auf den Bereich zwischen Landwehrstraße und Altem Botanischen Garten geschrumpft - inklusive Hauptbahnhof, Paul-Heyse-Unterführung und Stachus, aber ohne die eingeplante so genannte Feierbanane in der Sonnenstraße zwischen Sendlinger Tor und Lenbachplatz sowie das Klinikviertel bis zur Nußbaumstraße. Auch die Dienstzeiten sind eingeschränkt: In zunächst zwei Schichten sind die Streifen von 10 bis 21.30 Uhr unterwegs, tagsüber in Zweiergruppen, abends zu viert. Nach und nach soll sich eine dritte Schicht die Nächte bis 6.30 Uhr um die Ohren hauen. Die zwei E-Dienstwagen sind auch noch nicht angeschafft.

Die Ordnungshüter sind eine bunte Truppe im Alter zwischen etwa 20 und 50 Jahren, die ganz unterschiedliche Berufe ausgeübt haben. Rima S. war etwa Einzelhandelskauffrau. Viele seien im Sicherheitsbereich tätig gewesen, etwa bei der U-Bahn-Wache, sagt Leiter Günter Huber. Das KVR hat ordentlich ausgesiebt. Etwa 320 hätten sich beworben, doch bislang nur 50 erfüllten die Anforderungen: "freundliche, hilfsbereite, offene Leute mit deeskalierender Persönlichkeit", fasst Huber zusammen. Die Mitarbeiter verdienen je nach Zugehörigkeit zwischen 3000 und 4000 Euro brutto plus Schichtzuschläge. Die mehrwöchige Ausbildung in Verwaltung, Erster Hilfe oder Deeskalation habe auch ihn "richtig herausgefordert", sagt der frühere Polizist Georgios Z.

© SZ vom 30.06.2018 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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