Kommentar:Zurück zu den Wurzeln

Die Sanierung des Viktualienmarkts nur als Minimallösung, damit sich niemand aufregt? So sieht es auf den ersten Blick aus, so ist es aber nicht

Von Thomas Anlauf

Es sei ein "Fest der Aromen" und einer der "feinsten Gourmet-Märkte Mitteleuropas", so schwärmt der Reiseführer Lonely Planet über den Viktualienmarkt. Und auch für Münchens obersten Immobilienverwalter, Kommunalreferent Axel Markwardt, ist das Hüttenensemble im Herzen der Altstadt einer "der schönsten Märkte, die die Welt zu bieten hat". Deshalb will er den Markt in den kommenden Jahren auch möglichst behutsam und liebevoll sanieren, damit ja sein Charme und Charakter bewahrt bleiben. Eine gute Nachricht nicht nur für die mehr als 100 Händler auf dem Platz, sondern auch für die vielen Münchner, die sich gerne vehement dafür einsetzen, dass das Alte und Bewährte möglichst so bleibt, wie es ist.

Das hat Markwardt bei den Sanierungsplänen für den Markt am Wiener Platz in Haidhausen und am Elisabethmarkt schmerzhaft zu spüren bekommen, wo der Protest gegen radikale Lösungen groß war und teilweise noch ist. Es scheint also so zu sein, als rudere der Kommunalreferent beim Viktualienmarkt nun zurück und strebe nur eine Minimallösung für die dringend nötige Sanierung der Hütten und Keller an.

Bei genauerer Betrachtung stimmt das nicht ganz. Die Reparaturarbeiten mögen zwar behutsam vonstatten gehen und die Stände, die nicht mehr zu retten sind, im Stil der alten Hütten wieder aufgebaut werden - so, wie es schon an einigen sanierten Häuschen auf dem Viktualienmarkt zu sehen ist. Doch Markwardt will mehr: Er will aus dem Gourmet-Paradies für Besserverdiener und dem Touristenmagneten mit seinen Souvenirständen wieder einen Markt für alle Münchner machen. Und das könnte langfristig doch das Aus für Händler bedeuten, die nicht das klassische Lebensmittelangebot von Obst, Gemüse, Fleisch und Käse haben. Für Münchner ist die Vision vom "echten" Viktualienmarkt eine gute Nachricht. Markwardt muss aber aufpassen, dass die versprochene behutsame und liebevolle Sanierung nicht doch noch von den Händlern torpediert wird - von denen nämlich, die auf der Strecke bleiben könnten.

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