Kommentar:Zeit für eine noble Geste

Der Weltkonzern Allianz hat sich mit seinen Plänen für sein Schwabinger Sportgelände einen Image-Schaden eingehandelt. Es entsteht das Bild von arroganten Managern, die ihre Marktmacht durchdrücken wollen

Von Thomas Kronewiter

Unter Image-Gesichtspunkten hat sich der Global Player Allianz in eine unmögliche Lage manövriert. Hier der vor Finanzkraft strotzende Versicherungskonzern, der sich die Sanierung seines Sportgeländes am Rande des Englischen Gartens nicht leisten kann oder will, dort die schutzlosen Mitarbeiter und sonstigen Nutzer eines Sportgeländes, denen ernstlich die Vertreibung droht. Dass die Lage des Areals im Landschaftsschutzgebiet eine renditeträchtige Verwertung zu Gunsten eines Sport-Investors erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht, lässt die Allianz-Strategen dabei auch noch als wenig vorausschauend erscheinen. Oder als arrogante Manager-Clique, die darauf vertraut, man werde die eigenen Interessen angesichts der Marktmacht gegen den Willen von Sportlern und Politikern schon irgendwie durchdrücken.

Man wünschte dem Weltkonzern eine in Krisenkommunikation erfahrene Agentur an der Seite, die den Image-Karen wieder aus dem Dreck zieht. Oder einen mutigen Manager in den eigenen Reihen, der aus dem Dilemma die auf der Hand liegende Lösung anstrebt: Wenn der Allianz die Sanierung des offenbar über Jahre vernachlässigten Geländes zu teuer ist, die Stadt aber mehr als nur Krokodilstränen über die Sportler-Vertreibung weinen mag, lassen sich beider Interessen in einem Win-Win-Geschäft bündeln: Die Allianz tritt der Stadt München zu einem symbolischen Preis das Areal ab, sichert sich dort dauerhaft ein Nutzungsrecht für die eigenen Betriebssportler. Die für München Verantwortlichen, die stadtauf, stadtab den Mangel an Sportmöglichkeiten beklagen, sanieren auf Kosten des städtischen Haushalts das Gelände und gliedern es der eigenen Sport-Infrastruktur ein. So ähnlich, wie das am Beispiel des Siemens-Sportparks schon einmal funktioniert hat.

Während das Unternehmen einen aus Controller-Sicht vor allem teuren Klotz los ist und das auch noch als noble Geste vermarkten kann, tut die Stadt aktiv etwas gegen den weitverbreiteten Vorwurf, vor lauter Bauwut vernachlässige man Infrastruktur, Grünflächen, Lebensqualität. Wie zu hören ist, haben Allianz-Verantwortungsträger und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in der Angelegenheit bereits miteinander telefoniert. Zu besprechen gäbe es einiges.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: