Kommentar:Wie Schule Spaß machen kann

Ganztagsschulen können für manche Kinder ein Segen sein, andere brauchen sie nicht. Doch statt auf ein vielfältiges Angebot zu setzen, wie es München bräuchte, hat die Stadt zuletzt sehr einseitig diese eine Schulform propagiert

Von Melanie Staudinger

Ganztagsunterricht kann sinnvoll sein, keine Frage. Wenn Kinder mehr Zeit in der Schule statt vor dem Fernseher verbringen, wenn sie keine Hausaufgaben bekommen, sondern in der Schule gemeinsam üben, wenn Lernen und Spaß sich abwechseln, können Lehrer die Mädchen und Jungen intensiver fördern. Sie kennen ihre Schüler besser und wissen um die Defizite. Ganztagsunterricht kann zu gerechteren Bildungschancen führen, er ist aber nicht der einzige Weg, wie das Beispiel der Elly-Heuss-Realschule zeigt. Die Kinder und Jugendlichen bleiben am Nachmittag auch ohne Ganztagszwang in der Schule, weil sie dort Arbeitsgemeinschaften vorfinden, die sie interessieren.

Das Geheimnis des Erfolgs liegt an der Freiwilligkeit. Denn genauso wie es Jugendliche gibt, die einen festen Rahmen brauchen, gibt es auch welche, denen mehr Freiräume nicht schaden würden. Sie brauchen Freizeit, die nicht von Erwachsenen durchgetaktet und strukturiert ist - damit sie Dinge ausprobieren und auch mal scheitern können, um daraus zu lernen. An der Elly-Heuss-Schule findet sich eine schöne Kombination: Die Lehrer animieren die Schüler durch Wahlkurse, Aktivitäten zu testen, die sie sonst vielleicht nie gemacht hätten. Die Angebote finden aber nicht starr an jedem Tag statt, so dass Zeit für andere Hobbys oder Nichtstun bleibt.

München mit seiner vielschichtigen Bevölkerungsstruktur braucht verschiedene Angebote, um möglichst allen Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Bisher hat die Stadt stets ziemlich einseitig den gebundenen Ganztag propagiert und diesen an ihren Realschulen fast flächendeckend durchgesetzt. Es wäre aber besser, wenn jede Schule selbst und ohne Druck von oben entscheiden dürfte, wie ihre Schüler am besten lernen. Eine Einheitslösung kann und darf es nicht geben.

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