Zweite S-Bahn-Stammstrecke:Verzögerung im Betriebsablauf

Zweite S-Bahn-Stammstrecke: Quelle: SZ-Grafik

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Für einen Teil des neuen S-Bahn-Tunnels gibt es jetzt ein Baurecht. Die Reaktionen darauf zeigen jedoch: Gegraben wird wohl noch lange nicht.

Kommentar von Christian Krügel

Es folgt eine Durchsage an alle Fahrgäste der S-Bahn München: "Wegen politischer und planungsrechtlicher Unwägbarkeiten kommt es beim Bau eines zweiten Tunnels weiterhin zu Verzögerungen. Wir bitten daher, von Beschwerden wegen ausgefallener Verbindungen, überfüllter Züge und regelmäßiger Verspätungen bis zum Jahr 2030 Abstand zu nehmen."

Leider wird das die Wahrheit sein. Vor Ende des kommenden Jahrzehnts wird kein Zug durch einen neuen Tunnel rauschen, die S-Bahn-Misere sich nicht wirklich verbessern. Das zeigen die Reaktionen auf die eigentlich positive Nachricht, dass es nun auch für den westlichen Teil der Röhre eine Baugenehmigung gibt.

Wie die Buddelei bezahlt werden soll, ist noch nicht ganz klar

Die Grünen wollen notfalls per Klage klären lassen, ob die diversen Umplanungen am Hauptbahnhof das Mega-Projekt nicht endgültig unwirtschaftlich machen. Die Staatsregierung will diese Klagen abwarten. Wie die Buddelei bezahlt werden soll, kann man aber erst sagen, wenn Baufirmen ihre Angebote abgegeben haben. Wenn das dann alles geklärt ist, werden erboste Anwohner in Haidhausen Klagen gegen den letzten Tunnelabschnitt einreichen, für den es derzeit noch nicht einmal Baurecht gibt.

Kurz: Es werden noch Jahre vergehen, bis der erste Bagger anrollt. Nur kann der wachsende Großraum München darauf eigentlich nicht warten, der Verkehrsinfarkt droht schon heute. Schon längst hätte der Tunnel gebaut sein müssen, noch viel mehr Geld hätte in den vergangenen Jahren in den Ausbau des Nahverkehrs fließen müssen. Stattdessen wurden die Pendler Jahr um Jahr vertröstet.

Die müssen deshalb jetzt von der Politik zwei Dinge einfordern: Sie muss rasch alles umsetzen, was vorläufig Druck von der S-Bahn-Stammstrecke nimmt - geplante Tramstrecken endlich bauen, neue Busverbindungen schaffen, jede mögliche Querverbindung bei U- und S-Bahn nutzen. Und sie muss ehrlich sein: Wenn das Mega-Projekt Tunnel wirklich nicht finanzier- und umsetzbar sein sollte, dann muss man es lieber rasch als erst in fünf Jahren beerdigen.

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