Kommentar:Verfeinern statt totreden

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Die Debatte um das Umfeld des Siegestor muss noch einmal aufgerollt werden

Von Stefan Mühleisen

Spontan könnte man jetzt genervt die Augen verdrehen: Diese ewigen Nörgler von der Stadtgestaltungskommission! Da legt das Baureferat beherzt ein Konzept zur Umgestaltung des Siegestor-Umfelds vor. Und die haben nichts Besseres zu tun, als diesen charmanten Plan in Grund und Boden zu kritisieren. Doch der Nerv-Reflex ist unangemessen, ja völlig deplatziert. Die Kommission hat zu Recht auf die Bremse gedrückt.

Dem Baureferat ist sein Engagement für die Aufwertung des Triumphbogens hoch anzurechnen. Schon viel zu lange hat man tatenlos die städtebauliche Wüste rund um das Denkmal geduldet. Aus der Stadtpolitik war da bisher kein Vorschlag zu hören, wie diese wichtige Nahtstelle zwischen Maxvorstadt und Schwabing aufgewertet und umgestaltet werden könnte. Doch, es muss dringend etwas passieren. Nicht nur, weil eines der Münchner Wahrzeichen alles andere als gebührend zur Geltung kommt; für Rad- und Fußgänger geht es im Schatten der Quadriga ziemlich eng und damit manchmal lebensgefährlich zu. Richtig und wichtig ist damit der Vorstoß des Baureferats. Aber so einnehmend er sich auf den ersten Blick ausnimmt, so bleibt das Konzept auf den zweiten Blick doch unscharf.

Es klingt zwar faszinierend, die Pappelallee bis zum Universitätsforum fortzuführen. Aber welche Wirkung werden sie entfalten? Auch wenn die Gehwege verbreitert sind, werden die Bäume sehr nahe an den Uni-Gebäuden stehen - anders als nördlich des Siegestors, wo die alten Stadtvillen zurückgesetzt positioniert sind. Und die Freiflächen, wie genau sollen sie aussehen, wie bespielt werden? Es ist keine Nörgelei, diese Fragen zu stellen. Schließlich geht es um richtungsweisende Entscheidungen für ein bedeutendes Ensemble. Es gilt, dem Denkmal adäquaten Raum zu geben, ohne dem Stadtraum nördlich und südlich des Siegestors seiner historisch gewachsenen Anmutung zu berauben.

Deshalb wäre es fahrlässig, die Malaise holterdiepolter umzugestalten. Die "Platzoffensive Siegestor" muss verfeinert werden. Nur darf es jetzt nicht passieren, dass diese kühne Initiative zerredet wird. Das wäre wirklich ein Anlass, die Augen genervt zu verdrehen. Beispiele für Projekte, die in der Schublade verstauben, gibt es in München genug.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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