Kommentar:Symbolischer Befreiungsschlag

Der Ankauf der Siemens-Sportstätte verschafft Bürgern neuen Freiraum. Über den praktischen Nutzen hinaus steckt darin auch eine Botschaft

Von Thomas Kronewiter

Es war ein überaus wichtiges Signal der Verantwortlichen im Münchner Rathaus an die gesamte Stadtgesellschaft, als im Sommer die triumphale Nachricht aus dem OB-Büro kam, dass die Stadt nach jahrelangem Gefeilsche nun doch den Siemens-Sportpark gekauft hat. Und es war genauso wichtig, dass mit der bloßen Kaufbestätigung die Ankündigung einherging, man wolle die grüne Zone nicht etwa für weiteren Wohnungsbau antasten, sondern - ganz im Gegenteil - deren Erholungsfunktion weiter aufwerten.

Die Politiker haben nach monatelangem Streit stadtauf, stadtab um Nachverdichtung, die Bebauung freier Grundstücke und das Anknabbern von Wiesen und Bolzplätzen die Notwendigkeit, angesichts stetig steigender Bevölkerungszahlen auch für Freiraum zu sorgen, offenkundig nicht aus den Augen verloren. Diese Botschaft ist deshalb über den praktischen Nutzen hinaus auch ein symbolischer Akt.

Rein pragmatisch stellt der Ankauf der 14 Hektar eine doppelte Verbesserung dar. Denn neben der Erhaltung eines grünen Fleckens inmitten eines erklärten Nachverdichtungsareals, also an einer besonders neuralgischen Stelle, soll die bisher der breiten Öffentlichkeit verschlossene Betriebssportstätte auch für die Allgemeinheit geöffnet werden. Nicht mehr am Zaun entlang drum herum gehen, sondern mitten hinein - darauf können sich jetzt sport- und naturaffine Obersendlinger freuen.

Wenn es jetzt noch gelingt, bei der anstehenden Sanierung und Aufwertung - wie immer die am Ende aussehen mag - alteingesessene Anwohner ebenso wie Neubürger ins Boot zu bekommen, wäre der Coup ein rundum gelungener Befreiungsschlag der Rathauspolitiker, die zuletzt doch ziemlich unter Beschuss geraten waren. Und eine andere Erfahrung aus der Stadtplanung könnte langfristig dem Gelände auch noch zugute kommen: Wer mitplant und mitgestaltet, hat auch ein Auge darauf, dass alles nutzbar und adrett bleibt. Dann wäre der Siemens-Sportpark auch noch ein Leuchtturmprojekt gegen Vandalismus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: