Kommentar:Schweres Erbe

Einst hatte die SPD im Moosacher Bezirksausschuss die absolute Mehrheit. Diese Zeiten sind vorbei, doch der Wechsel mitten in der Amtsperiode könnte den Sozialdemokraten neue Impulse sichern

Von Anita Naujokat

Wolfgang Kuhn (SPD) tritt als neuer Vorsitzender des Moosacher Bezirksausschusses in doppelter Hinsicht ein schweres Erbe an. Nicht nur, dass er die Fußstapfen seiner versierten und beliebten Vorgängerin Johanna Salzhuber (SPD) ausfüllen muss, und das noch mit einer möglichst eigenen Note. Sacharbeit hin oder her, auf die sich die Stadtteilgremien gerne zurückziehen: Er hat auch die Aufgabe, die zuletzt dünner gewordene Übermacht der SPD zu stabilisieren, am besten wieder in eine Mehrheit zu verwandeln.

Moosach ist ein angestammter SPD-Stadtbezirk - in dem die SPD bei den Bezirksausschuss-Wahlen 2014 nicht von ungefähr das stadtweit beste Ergebnis erzielt hatte. Doch die Zahlen sahen schon einmal besser aus: Hatten die Genossen 2008 noch die absolute Mehrheit, sind Mehrheitsentscheidungen jetzt von den Stimmen der ÖDP und FDP abhängig. Auch im traditionell roten Stadtbezirk bröckelt es.

Insofern ist es sicher auch politisches Kalkül, dass Johanna Salzhuber nicht erst zu den nächsten Wahlen in gut zwei Jahren den Vorsitz aufgibt, sondern ihrem Nachfolger Zeit einräumt, sich einzuarbeiten und zu profilieren. Zwar hat die SPD in Moosach mit dem SPD-RathausFraktionschef Alexander Reissl, Münchens Dritter Bürgermeisterin Christine Strobl und der SPD-Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz - sie alle stammen aus Moosach oder leben dort - noch reichlich Identifikationsfiguren. Aber reicht das? Und wie lange sind die Führungspersönlichkeiten noch politisch aktiv? Dass sie fast alle von der Basis kommen und wie etwa Reissl im Bezirksausschuss begonnen haben, zeigt, wie wichtig diese Gremien für die Stadtpolitik sind. Und wenn die Luft für die SPD schon in ihren Hochburgen dünner wird, kann man sich ausrechnen, was das für die Partei münchenweit bedeutet.

Die SPD wird sich auch daran gewöhnen müssen, dass die CSU gerne mal quer von der Seite reingrätscht. Nicht nur in Moosach, wo sich die erfolgsverwöhnte SPD am Montagabend für alle überraschend einer Gegenkandidatur der CSU stellen musste, mit der niemand gerechnet hatte. Denn auch die CSU hat dort mittlerweile ihre Identifikationsfiguren.

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