Schnee:Selten wird die Privilegierung von Autofahrern so offensichtlich wie derzeit

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Das größte Problem: die schlecht geräumten Radwege in der Stadt, wie hier in der Sonnenstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Wer die schlecht geräumten Radwege anschaut, fragt sich, woher der selbst erhobene Titel Radlhauptstadt rührt.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Wer zu den Menschen gehört, die auch im Winter Fahrrad fahren, kämpft in diesen Tagen mit diversen Problemen. Eines sind die Kommentare, die sich Radler täglich von Kollegen, Passanten oder Autofahrern anhören müssen, die sie wahlweise für extrem tapfer, komplett verrückt oder schlicht lebensmüde halten.

Ein anderes ist die Kleidungswahl. Denn so wichtig es für die Fahrt sein kann, zwei paar Socken, Ski-Unterwäsche und die ältesten Schuhe mit der dicksten Profilsohle anzuziehen, als so ungünstig kann sich diese Kleiderwahl später in überheizten Büro- oder Restauranträumlichkeiten entpuppen. Und wer schleppt schon auf dem Rad die Zweitgarderobe mit? Das dritte und größte Problem ist aber die Fahrradfahrt an sich, beziehungsweise sind es die schlecht geräumten Radwege in der Stadt.

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Von Andreas Schubert

Wer sich nach den paar Tagen Winter den Unterschied zwischen Straßen und Radwegen anschaut, der fragt sich, woher der selbst erhobene Titel Münchens als Radlhauptstadt rührt. Selten wird die Privilegierung von Auto- vor Radfahrern so offensichtlich wie derzeit (zugegeben, hier ist von ein paar wenigen Tagen im Jahr die Rede).

Je weiter sich Radler aus dem innersten Stadtzentrum entfernen, desto deutlicher wird das - und desto abenteuerlicher wird das Vorhaben, unfallfrei am Ziel anzukommen. Wer dabei ausnahmsweise wagt, auf die Straße auszuweichen, riskiert natürlich auch in diesen wenigen Tagen im Jahr, von regelverliebten Autofahrern per Hupen oder Abdrängen darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass er oder sie sich nicht auf dem Radweg befindet. Wie umsichtig.

Der Fahrradklub ADFC entspricht insofern seinem Daseinszweck, wenn er nun eine Umfrage unter Radlern dazu startet, wie zufrieden sie mit dem Winterdienst sind und wo Verbesserungspotenzial liegt. Noch besser wäre es, die für die Räumung Verantwortlichen und ihre Vorgesetzten würden in den nächsten Tagen eine gemeinsame Radtour machen - und danach die unübersehbaren Defizite beseitigen.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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