Kommentar:Nur Platz für ein Plätzchen

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Es ist richtig, dass die Stadt beim Wohnungsbau auf die Tube drückt. Falsch ist aber, dass dafür der letzte freie Bolzplatz in Milbertshofen verschwinden muss

Von Nicole Graner

Es ist traurig. Mit dem Bolzplatz am Frankfurter Ring verschwindet die letzte große freie Spielfläche in Milbertshofen. Einst gab es noch einen Bolzplatz an der Riesenfeldstraße 75. Aber auch der verschwand - damals mit der Begründung, dass es ja noch den anderen am Frankfurter Ring gebe. Auch sollte im Rahmen des Städtebauförderprogramms "Soziale Stadt" auf der ehemaligen Tramtrasse in der Spielmeile einmal ein Bolzplatz verwirklicht werden. Er wurde nie realisiert. Zu nah an den Wohngebäuden. Nun: Jetzt sind beide Bolzplätze Geschichte.

Dass die Stadt Wohnungen im niederschwelligen Preissegment braucht, ist durchaus richtig. Dass die Stadt allerdings die für die Bebauung nötigen Freiflächen häufig im Münchner Norden findet, ist für viele Bürger nicht mehr nachvollziehbar. Gilt der Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart doch als einer der dichtest bebauten. Ganz verhallt sind die Wünsche der Bürger zwar nicht. Man hat in den Planungen zumindest nach Alternativen gesucht - Alternativen, die eine allerdings ordentlich verschmälerte Spielwiese ermöglichen.

Aber hat diese dann den Charme der alten, auf der sich Große und Kleine trafen? Auf der gespielt und gegrillt wurde? Wohl kaum. Denn eingezäunt wird das neue "Bolzplätzchen" mit Sicherheit werden müssen. Das Gefühl, auf einem Platz ohne Einengung frei zu spielen, zu kicken, oft mit mehreren Mannschaften auf einem Feld, ist dahin.

Wer aber Wohnungen plant - und seien es aus der Not noch so viele - muss auch an Freiräume denken. An ausreichend große Grünflächen, damit sich Kinder und Jugendliche entfalten können, keine genormten Spielflächen, sondern Kommunikationsräume - ohne Zaun. Zu befürchten ist, falls die Spielwiese laut Alternativ-Vorschlag eins zwischen beide Gebäude, dem neuen und den bestehenden, in Nord-Süd-Ausrichtung eingequetscht werden sollte, dass Lärmbeschwerden der Anwohner nur eine Frage der Zeit sind. Und dann dürfte auch dieses Plätzchen schnell wieder Geschichte sein.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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