Videoüberwachung:Jeder muss sich um sein subjektives Sicherheitsgefühl kümmern

Videoüberwachung am Hauptbahnhof in München, 2016

Videoüberwachung am Hauptbahnhof in München, 2016 Video-Überwachungskamera auf dem Vorplatz des Münchner Hauptbahnhofs.

(Foto: Florian Peljak)

Denn mehr Videoüberwachung sorgt nicht für mehr Sicherheit - schon gar nicht in Nächten, in denen so viel los ist wie an Silvester.

Kommentar von Martin Bernstein

Mehr Videoüberwachung bringt mehr Sicherheit. Davon ist die Regierung in Berlin überzeugt - und die CSU in München und Bayern sowieso: Überwachungskameras können Verbrechen verhindern. Können sie das wirklich? Wer diese Frage stellt, bekommt dann oft zur Antwort, dass es ja auch um das "subjektive Sicherheitsgefühl" der Bürger gehe.

Dieses subjektive Gefühl ist bei vielen, hoffentlich völlig zu Unrecht, ein bisschen mulmig mit Blick auf die kommende Neujahrsnacht. Wäre das anders, wenn die Stadt mit Überwachungskameras gespickt wäre? Was schon rein mengenmäßig unmöglich wäre - aber nur mal angenommen. Ja, wer sollte dann all die Bilder im Auge behalten, die diese Kameras liefern?

Und weitergedacht: Selbst wenn es Aberhunderte zusätzlicher Polizisten gäbe, die das leisten könnten - was würden sie sehen? Unentwirrbare Menschenmengen allerorten in einer Dunkelheit, die um Mitternacht von grellem Feuerwerksleuchten durchzuckt wird. Und schließlich: Selbst wenn die Beamten etwas zu sehen bekämen - würde das einen alkoholisierten oder sonst irgendwie enthemmten Straftäter wirklich von seinem Tun abhalten? Dann hätte Köln nicht passieren dürfen.

Die Wahrheit ist: Videoüberwachung verhindert Straftaten in den seltensten Fällen. Das funktioniert gerade einmal auf kleinen Arealen, die lückenlos von Kameras überwacht werden und auf denen ständig Polizeistreifen patrouillieren wie dem Oktoberfest. Was die Kameras dann können? Fixern und Trinkern den Aufenthalt auf einem Platz verleiden. Und den Ermittlern helfen, begangene Straftaten aufzuklären.

Um das "subjektive Sicherheitsgefühl" müssen wir uns schon selber kümmern. Indem wir auf uns und unseren Nachbarn aufpassen. Und vor allem, indem wir uns nicht verrückt machen lassen.

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