Kommentar:Jedes Bett wird gebraucht

Es sind zwar nur 250 Babys, die jährlich im Münchner Geburtshaus zur Welt kommen. Aber es ist die einzige Einrichtung dieser Art in der Stadt -und sie sollte erhalten bleiben. Um die Wahlfreiheit für Schwangere zu garantieren und weil die Geburtenzahlen stetig steigen

Von Inga Rahmsdorf

Wenn sich eine Frau in Fürstenfeldbruck dafür entscheidet, ihr Kind in einem Geburtshaus zur Welt zu bringen, muss sie bis nach München fahren. Das einzige Geburtshaus, das es in dem Landkreis gab, wurde vor vier Jahren geschlossen. Gleiches gilt für werdende Eltern in den meisten anderen Kommunen der Region, denn es gibt nicht mehr viele Geburtshäuser. Die hohen Kosten der Haftpflichtversicherung zwingen viele freiberufliche Hebammen, sich von der originären Aufgabe ihres Berufs, der Geburtshilfe, zu verabschieden.

In München gibt es ein Geburtshaus. Noch. Denn der Mietvertrag für die Räume läuft aus. Bürgermeister Josef Schmid betont, dass München auch weiterhin ein Geburtshaus braucht. Die Stadt will die Hebammen unterstützen, dafür hat Schmid den Vorschlag gemacht, Räume auf dem Areal des Schwabinger Klinikums bereitzustellen. Eine sinnvolle Option. An dem Standort soll sowieso die Kindermedizin untergebracht werden und die Nähe zur Klinik ist für ein Geburtshaus gut. Wenn ein Notfall eintritt, können die Frauen schnell ins Krankenhaus gebracht werden. Man muss selbst nicht Fan von Geburtshäusern sein, um ihre Bedeutung wertzuschätzen. Es geht um die Freiheit, zwischen Hausgeburt, Geburtshaus und Klinik wählen zu können.

Jährlich werden zwar nur etwa 240 von etwa 16 500 Babys im Geburtshaus zur Welt gebracht. Aber die Stadt muss sich dafür einsetzen, jeden Platz, ebenso wie jedes Kreißsaalbett, dringend zu erhalten - und darüber hinaus noch auszubauen. Wartelisten gibt es nicht nur im Geburtshaus, denn die Geburtenzahlen in München steigen. Es ist jetzt schon schwierig, eine Hebamme zu finden und in manchen Kliniken werden Schwangere nicht mehr aufgenommen. Die gesamte Infrastruktur muss dafür ausgebaut werden, egal ob für Hausgeburten, Geburtshäuser oder Kliniken.

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