Kommentar:Hasenfüßig, aber richtig

Der Gasteig ist längst zum Symbol des Vagen, des Verzagten, des Jetztwartenwirmalab geworden. Nun hat der Stadtrat eine Entscheidung gefällt - eine Pamperlentscheidung

Von Karl Forster

Hurra, der Stadtrat hat eine Entscheidung gefällt! Oje, diese Entscheidung entscheidet aber nichts Entscheidendes. Spätestens jetzt ist klar: Es geht um den Gasteig. Schließlich geriet der Kulturbunker an der Rosenheimer Straße längst zum Symbol des Vagen, des Verzagten, des Jetztwartenwirmalab. Also ist nun zwar klar, dass es eine Sanierung des Bestands gibt. Alles darüber hinaus Gehende, also eigentlich alles Spannende? Fehlanzeige. Die Griechen, jaja, die Griechen haben dafür ein Wort, das für deren Krisenbewältigung genauso gilt wie für Münchens Stadtrat in Sachen Gasteig: Avrio. Das bedeutet: Morgen. Nur nicht heute.

Eine - auf gut Münchnerisch - Pamperlentscheidung also. Und dennoch hat sie auch was Gutes, steht doch gerade in Sachen Kultur die große Frage im Raum: zentral oder dezentral? Im Großen betrachtet: Der Südfranzose ist ziemlich froh, dass Paris, Inbegriff des Zentralismus, so weit weg ist. Andersherum Österreich: Dort neidet man in der Peripherie der Hauptstadt Wien oft Geld und Bedeutung. In München aber hat sich der Gegensatz recht fein austariert. Die Stadtteilkultur funktioniert trotz Kürzungen immer noch recht gut. Mann kann sich, das nur als Beispiel, das Interim in Laim anschauen. Dort passiert viel Hübsches. Und der Gasteig selbst ist, trotz aller aktueller Diskussion, immer noch ein gutes Beispiel kultureller Vielfalt in einem Haus. Ausstellungen, Filme, Stadtbibliothek, Volkshochschule, die Black Box als kulturelle Wundertüte, die Reihe wäre durchaus fortsetzbar. Trotzdem ist der Betonklotz, obwohl hässlich, kein kultureller Kreml, von dem aus ein Zentralorgan das künstlerische Leben der Stadt steuert, sondern lediglich eine zentrale und zentral gelegene Anlaufstelle für Kulturinteressierte und solche, die es werden wollen.

Das war damals zur Planungszeit ja auch Konzept. Und es hat sich bewährt. Nicht, dass man dem aktuellen Stadtrat jetzt unterstellen möchte, tief darüber nachgedacht zu haben. Aber in seiner Hasenfüßigkeit hat er immerhin einen Anfang gemacht, etwas Bewährtes fortzuführen. Mögen weitere ähnliche Entscheidungen folgen.

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