Kommentar:Giesinger Gratwanderung

Die Löwen sind zurück im Giesinger Stadion: Doch wenn diese Ära keine kurze Episode sein soll, müssen sie und ihre Fans beweisen, dass Fußball nach wie vor seinen Platz im Zentrum einer Großstadt hat. Auch die Sicherheitskräfte haben eine große Aufgabe vor sich.

Thomas Kronewiter

Man muss kein Prophet sein, um sich genau vorstellen zu können, was künftig bei Viertliga-Heimspielen der Löwen zu gewärtigen ist. Natürlich werden sich auswärtige Fans nach dem Aussteigen aus den Bussen ein Plätzchen suchen, wo sie die volle Blase erleichtern können. Natürlich wird von Löwen- wie von gegnerischen Fans getrommelt und gesungen werden, natürlich wird es mitunter laut und lebhaft werden. Und womöglich wird es tatsächlich zu kurzzeitigen Sperrungen von Bus- oder Trambahnlinien kommen - vor allem dann, wenn "kritisches Fan-Potenzial" zu erwarten ist. So zumindest haben es Vertreter der Polizei beim Infoabend für die Giesinger Nachbarn ausgedrückt.

Das alles muss nicht unbedingt den Rahmen sprengen. Immerhin geht es zunächst nur um Viertliga-Begegnungen. Mit transportablen Klos an der richtigen Stelle lassen sich nachvollziehbare menschliche Bedürfnisse in die richtigen Bahnen lenken, und ein pfiffiges Parkraum-Management kann auch die Verkehrsprobleme entschärfen. Dass den Verantwortlichen in Politik, Verwaltung, Verein und bei den Sicherheitsbehörden nach Jahren der ausgelagerten Fan-Problematik dennoch nicht ganz wohl ist, zeigte die Organisation des sehr zu begrüßenden Informationsabends. Viel zu viel Platz in einer gewaltigen Halle, Einlasskontrollen, Sicherheitskräfte - wenn man bei der Information der Anwohner schon derartigen Handlungsbedarf sieht, welchen Aufmarsch an Polizei hat man dann bei den Spielen zu erwarten?

Beiden Seiten kommt nun reichlich Verantwortung zu: Die Löwen und ihre Fans müssen Woche für Woche nachweisen, dass Fußball nach wie vor seinen Platz im Zentrum einer Großstadt hat - vor allem, wenn das Grünwalder Stadion nicht bloß eine Episode bleiben sollte. Und die Sicherheitskräfte haben Woche für Woche die Gratwanderung zu bewältigen, den Nachbarn ausreichend Sicherheit zu verschaffen, ohne die Fans zu brüskieren. Stimmung zuzulassen, ohne sie noch weiter anzuheizen.

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