Kommentar:Ein unsinniger Protest

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Der Ärger der Schausteller und Marktleute über die drastischen Umsatzeinbußen auf der Wiesn sind verständlich. Dass sie die Stadt dafür verantwortlich machen wollen, ist aber falsch

Von Andreas Schubert

Das geflügelte Wort, dass es den Schaustellern derzeit "nass nei" geht, hat man dieser Tage öfter gehört. Es ist nun mal so: Der größte Risikofaktor für Betreiber von Fahrgeschäften oder Verkaufsbuden war auf Volksfesten schon immer das Wetter. Bei Kälte und Regen zieht es halt niemand auf das Oktoberfest, dafür können die Schausteller nichts. Nun aber schimpfen manche von ihnen auch noch über vermeintlich allzu rigide Kontrollen, die das Publikum zusätzlich fernhalten. Eine Protestaktion an diesem Donnerstag soll auf das Problem aufmerksam machen. Für kurze Zeit wollen die Schausteller das Licht ausschalten.

Die Frage ist: Was wollen die Schausteller mit einem derartigen Protest erreichen? Auch wenn die Bedrohung durch mögliche Attentäter stets nur abstrakt ist, blieb der Stadt doch gar nichts anderes übrig, als ein möglichst undurchlässiges Sicherheitsnetz um die Theresienwiese zu knüpfen. Dass es bei den Kontrollen Anlaufschwierigkeiten gibt, ist unerfreulich. Es war aber angesichts der kurzen Zeit, in der das neue Sicherheitskonzept realisiert werden musste, abzusehen. Hätte man sich vorab die ganze Debatte um den Zaun erspart, hätte man vielleicht mehr Zeit gehabt, am Konzept zu feilen. Aber es ist nun wie es ist: Man kann nur die Hoffnung von Wiesn-Chef Josef Schmid teilen, dass sich das Ganze möglichst schnell besser einspielt.

Wie die seit 2009 gültige Sperrung der an die Theresienwiese grenzenden Straßen werden wohl auch die Kontrollen an den Eingängen bleiben. Dass sich davon Leute abhalten lassen, auf die Wiesn zu gehen, mag schon sein. Es ist aber viel wahrscheinlicher, dass noch weniger Menschen kämen, gäbe es diese Maßnahmen gar nicht. Was die Lage nicht einfacher macht: Während manche Beschicker schon um ihre Existenz bangen, kann die Stadt ihnen bei den Standgebühren nicht entgegenkommen, weil die Kosten für die Sicherheit bezahlt werden müssen. Damit werden die Schausteller leben müssen. Außer eine Kerze für besseres Wetter zu opfern, können sie nicht viel tun.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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