Kommentar:Ein später, aber guter Anfang

Die Kooperation von der Stadt München und dem Landkreis Dachau beim Bau eines Gymnasiums kann ein Vorbild sein. Und ist hoffentlich ein Ansporn, bei der Verbesserung der Stadt-Umland-Beziehungen voranzukommen

Von Melanie Staudinger

Nun bekommt der Landkreis Dachau also doch sein viertes Gymnasium, auf das er jahrelang gewartet hat. Im Gegensatz zum großen Nachbarn München sind die Übertrittsquoten zu gering, als dass man alleine ausreichend Schüler zusammengebracht hätte. Schüler liefert nun München ebenso wie einen noch nicht näher genannten zweistelligen Millionenbetrag als Zuschuss zu den Baukosten. Mit dieser Aktion beweist Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), dass es ihm ernst ist mit der von ihm so oft beschworenen "Kooperation auf Augenhöhe" mit dem Umland. München bräuchte den Landkreis Dachau für die neue Schule nicht, es ist ein freiwilliges Unterfangen. Dafür sollen die Kommunen im Großraum beim Wohnungsbau helfen.

Allerdings profitiert auch die bayerische Landeshauptstadt von dem Gymnasium. Sie schafft relativ kostengünstig Schulraum, der innerhalb der eigenen Stadtgrenzen langsam ausgeht. Später wird sie außer Gastschulbeiträgen keinen Unterhalt mehr zahlen. Für München fällt außerdem der mühselige Planungsprozess weg - in einer dicht besiedelten Stadt wird sich immer einer der Nachbarn beschweren. In Karlsfeld ist das eher unwahrscheinlich. Und zu guter Letzt kommt das Projekt den Münchner Schülern zugute. Der Karlsfelder Bahnhof, in dessen Nähe die Schule entstehen soll, liegt schon in Allach. Dank kurzer Wege können die Jugendlichen länger schlafen in der Früh und die Schule entspannter erreichen.

Das Kooperationsprojekt mit dem Landkreis Dachau hat also Potenzial, Vorbildcharakter zu entwickeln. Interkommunale Zusammenarbeit im Schulbereich kann sehr gut funktionieren, wie auch die zahlreichen Zweckverbände im Landkreis München zeigen. Allerdings darf nicht nur die Stadt München aktiv werden, auch die Gemeinden im Umland müssen ihren Teil der Abmachung erfüllen und mehr Wohnungen bauen als bisher. Denn Kooperation darf keine Einbahnstraße sein.

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