Kommentar:Ein Prost auf die Kultur

Ein Café auf dem Dach des Gasteigs - diese Idee lenkt die längst überfällige Debatte um die Zukunft des Kulturzentrums in die richtige Richtung

Von Christian Krügel

Münchner sind hedonistisch veranlagte Menschen, weshalb sie immer dann besonders hellhörig werden, wenn es ums schöne Leben, das gute Essen oder kurz: den besonderen Genuss an besonderen Orten geht. Deshalb ist diese Idee des neuen Gasteig-Chefs Max Wagner höchst apart und höchst geschickt: Auf dem Dach der Philharmonie möchte er ein Café-Restaurant einrichten, das atemberaubende neue Ausblicke auf Isar und Altstadt eröffnet. Ein Gastro-Event-Hotspot in 32 Meter Höhe? Da werden die Münchner hellhörig, und selbst größte Banausen können sich plötzlich vorstellen, dann doch mal den Kulturbau zu besuchen.

Noch ehe er sein Amt angetreten hat, schafft Max Wagner mit dieser kessen Idee, dass die Münchner anders auf ihren hassgeliebten Gasteig schauen. Der ist mit 1,8 Millionen Besuchern jährlich eines der erfolgreichsten Kulturzentren Deutschlands. Zudem gibt es in Europa kaum vergleichbare Häuser, die ähnlich viele Kultureinrichtungen unter einem Dach vereinen. Doch wahrgenommen wird der Gasteig bislang vor allem als Problembau: die schlechte Akustik! Die marode Technik! Der verwinkelte Backsteinbunker!

Dem stellt Wagner nun die Idee seines Dachcafés entgegen. Das könnte symbolisch stehen für ein Kulturzentrum, das auf- und anregend ist, das offen für alle ist, das Auseinandersetzung und Begegnung fördert, und sei es bei einem Aperitif hoch über der Isar. Wagners Ansatz ist richtig, denn nur so kann er die Stadträte dafür gewinnen, eine halbe Milliarde Euro für den Umbau des Hauses locker zu machen. Aus einer Mischung aus Ignoranz und Angst (vor der großen Investition) schoben sie die Debatte zu lange vor sich her, was die Stadt mit dem Gasteig will und was er ihr wert ist. Und auch jetzt findet die Diskussion nicht öffentlich statt: Wagner hat ein 25-Punkte-Programm (inklusive Dachcafé) vorgelegt, Details werden derzeit aber nicht-öffentlich in den Fraktionen debattiert. Das ist falsch. Bürger müssen mitreden dürfen, damit sie sich begeistern können. Und sei es für ein Café mit tollem Ausblick.

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