München:Wenn Muslime keine Moscheen haben, ist das ein Problem für alle Münchner

München: Gläubige Muslime haben Probleme, in München eine Moschee zu finden.

Gläubige Muslime haben Probleme, in München eine Moschee zu finden.

(Foto: Catherina Hess)

Es wäre eine Geste mit großer Wirkung, wenn die Stadt oder die christlichen Kirchen helfen würden.

Kommentar von Jakob Wetzel

Eins vorweg: Die Stadt München ist nicht schuld daran, wenn in München Moscheen schließen. Es trifft sie auch keine Schuld daran, dass aus den jüngsten Plänen, eine repräsentative liberale Moschee an der Dachauer Straße zu bauen, bislang nichts geworden ist. Der Stadtrat ist den Initiatoren sogar weit entgegengekommen. Die Pläne scheiterten, weil die vielfältigen islamischen Vereine Münchens nicht an einem Strang zogen - und weil die jeweiligen Bauherren in spe das nötige Geld nicht hatten.

Es wäre also verfehlt, der Stadt Vorwürfe zu machen. Ebenso falsch aber wäre es, auf die Muslime zu zeigen, von wegen: Wenn sie es nicht schaffen, sich einen angemessenen Ort zum Beten zu bauen, sind sie selbst schuld. Wer so argumentiert, stiehlt sich aus der Verantwortung. Denn die Frage, wer schuld ist, ändert nichts an der Misere.

Dass Muslime in der Innenstadt nicht beten können, mag nicht die Schuld der Stadt sein. Aber es wird für die gesamte Stadtgesellschaft zum Problem. Warum? Weil es mehr als 100 000 muslimische Münchner gibt, von denen sich viele verletzt fühlen. Weil die Stadt ein Interesse daran haben muss, dass in ihr ein offenes Miteinander der Religionsgemeinschaften herrscht, kein Gegeneinander.

Und weil sie umgekehrt kein Interesse daran haben kann, dass sich Muslime an den (Stadt-)Rand gedrängt fühlen. Es wäre eine Geste mit großer Wirkung, wenn die Stadt oder gar die christlichen Kirchen den Muslimen einen Glaubensort mitten im Zentrum anbieten würden.

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