Oktoberfest:Ein zu teurer Spaß

Oktoberfest 2015

Immer wieder bleiben in diesem Jahr auf der Wiesn Plätze frei.

(Foto: dpa)

Die sinkenden Besucherzahlen zeigen, dass sich einfach nicht jeder einen Wiesnbesuch leisten kann. Schade wäre es für das Volksfest, wenn es künftig keines mehr ist.

Kommentar von Franz Kotteder

Als Münchner muss man gewiss nicht gleich in Panik ausbrechen, dass das größte Volksfest der Welt bald nicht mehr das größte sein könnte. Nach der Wiesn mit sieben Millionen Besuchern kommt erst der State Fair of Texas in Dallas mit knapp drei Millionen. Da ist also noch Luft drin. Zudem beruhen die jetzt veröffentlichten Zahlen auf Schätzungen. Und wenn man hört, dass der Bierkonsum nur geringfügig um zwei Prozent zurückgegangen ist, von 3,2 Millionen Mass im Vorjahr, dann deutet das eher auf einen weniger hohen Rückgang der Besucherzahlen hin.

Interessant sind die Zahlen und die Entwicklung dahinter jedoch schon. Unbestreitbar sind die Menschenmassen weniger geworden. Das sieht man auf dem Festgelände schon daran, dass die Zelte seltener geschlossen werden müssen. Wenn für Wirte und Schausteller aber trotzdem der Umsatz stimmt, dann heißt das schlicht: Jene, die auf die Wiesn gehen, geben mehr aus als früher. Oder aber, im Umkehrschluss: Wer sich die Wiesn nicht mehr leisten kann, geht auch nicht mehr hin.

Mehr Besucher nach dem nächsten Ersten

Tatsächlich hat man es ja mit einem teuren Spaß zu tun. Und auch Wiesn-Bürgermeister Josef Schmid sagt: "Ab dem 1. Oktober ziehen die Besucherzahlen erfahrungsgemäß noch mal an, weil die Leute dann das Geld aufs Konto bekommen."

Der Rückgang hat wohl noch andere Gründe - mag sein, dass manche aus Terrorangst die Wiesn meiden und gar nicht erst anreisen. Aber es lohnt sich auch, einmal darüber nachzudenken, ob die ganze Gaudi für viele nicht einfach zu teuer geworden ist. Dann wäre das Volksfest nämlich bald kein Fest mehr fürs ganze Volk, sondern nur noch eines für die, die es sich halt leisten können. Das wäre schade. Abgesehen davon dürfen sich die Münchner aber schon auch einmal darüber freuen, dass sie abends wieder einen Platz im Zelt finden.

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