Flüchtlinge in München:Die Menschen helfen lassen

Ankunft von Flüchtlingen am Hauptbahnhof München

Willkommen in München: Am Münchner Hauptbahnhof warten freiwillige Helfer auf Flüchtlinge.

(Foto: dpa)

München hat Kapazitäten, um Flüchtlinge aufzunehmen - warum nutzt der Staat das nicht?

Kommentar von Inga Rahmsdorf

Land auf, Land ab ächzen Kommunen, stöhnen Politiker über die vielen Asylbewerber. In Hamburg frieren Flüchtlinge in Zelten, in Berlin müssen sie tagelang draußen auf ihre Registrierung warten. Grenzkommunen in Bayern fühlen sich überfordert, weil sie nun die Notaufnahme weitgehend alleine bewältigen sollen. Und dann gibt es da München, eine Stadt, in der die Helfer unterfordert und frustriert sind, in der alles bereit steht, um die Flüchtlinge aufzunehmen, bis hin zur warmen Mahlzeit. Doch kaum einer kommt.

Dabei kommt es nicht darauf an, dass Menschen klatschend am Hauptbahnhof Isomatten und Bananen verteilen. Aber aus diesem ersten Impuls zu helfen ist eine wirklich beeindruckende Struktur entstanden. In freiwilligem Engagement ist es den Helfern gelungen - ja, mit Unterstützung von Stadt, Regierung von Oberbayern und Verbänden , aber in eigener Regie und Organisation - Notaufnahmezentren professionell zu koordinieren, zu managen und ein funktionierendes Hilfsnetzwerk aufzubauen.

Das Engagement nutzen

Es geht nicht darum, dass München jedes Wochenende 20 000 Flüchtlinge aufnehmen sollte. Aber es ist strategisch unklug, menschlich nicht angemessen und zermürbend für die Helfer, wenn man sie einfach im Unklaren lässt. Das bayerische Innenministerium sagt nun, dass es logistisch sinnvoll sei, die Flüchtlinge direkt an der Grenze zu registrieren und dann bundesweit zu verteilen. Wenn das der Plan ist, dann sollte das klar und deutlich kommuniziert werden. Schon aus Respekt den Helfern gegenüber.

Das, was die Helfer am Bahnhof und in den Notunterkünften leisten, ist nur ein kleiner Baustein bei der Aufnahme der Flüchtlinge. Entscheidend wird nun aber sein, dieses beachtliche bürgerschaftliche Engagement, auch für die weitere Integration zu nutzen, von Deutschkursen über Mentorenprogramme bis hin zur Jobvermittlung. Die Helfer können aber gar nicht umplanen, solange sie im Dunkeln tappen, ob nicht vielleicht morgen wieder 1000 Flüchtlinge vor der Tür stehen. Verantwortlich für die Verteilung ist der Freistaat. Um die Herausforderungen bei der Integration zu bewältigen, spielt die Hilfsbereitschaft der Menschen eine entscheidende Rolle. Dafür muss auch der Freistaat die Helfer ernst nehmen. Und nicht eine undurchsichtige Politik der Grenzschließung betreiben, bei der es nur darum geht, vermeintlich Recht und Ordnung herzustellen.

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