Streit um dritte Startbahn:Die CSU zerlegt sich selbst

CSU Holds Party Congress

CSU-Chef Horst Seehofer

(Foto: Getty Images)

Horst Seehofer wollte das Thema dritte Startbahn noch vor Weihnachten erledigen - er hat dabei wohl nicht mit der CSU gerechnet.

Kommentar von Frank Müller

Noch vor der Weihnachtsfeier der Landtagsfraktion werde er das Thema dritte Startbahn am Münchner Flughafen erledigen, das hatte Ministerpräsident Horst Seehofer Ende Oktober angekündigt. Doch beim höllischen Termindruck der Adventszeit kann man schon einmal in Stress geraten. Und dass Seehofers ganz besondere Terminvorgabe kaum zu schaffen war, konnte man sich ausrechnen. Zu ihrer Weihnachtsfeier trifft sich die Landtagsfraktion schon Mitte nächster Woche. So schnell beerdigt nicht mal der Hochgeschwindigkeits-Seitenwechsler Seehofer nebenher ein Jahrzehntprojekt.

Es ist nicht nur der Weihnachtszeitplan der Fraktion, mit dem sich Seehofer übernommen hätte. Es ist die Landtags-CSU insgesamt, an der Seehofer ungewöhnlich heftig abprallt, wenn es nun heißt, das ganze Thema werde bis ins nächste Jahr vertagt. Erneut erlebt der sonst so gern in alleiniger Machtfülle entscheidende Seehofer, dass seine Kräfte begrenzt sind.

Mit der Sammlung von Unterschriften für die Startbahn gibt es in der Fraktion einen regelrechten Aufstand gegen den Regierungschef, der das Projekt nicht mehr will. Der Vorgang ist für die Statik der CSU viel bedeutender als der viel beobachtete Zusammenprall zwischen Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag. Was das für die Haltung der CSU insgesamt zum Flughafen bedeutet, ist damit aber trotzdem noch nicht klar.

Es bleibt möglich, dass Seehofer seine Partei noch auf Linie bringt. Schließlich ist sie dem Chef schon früher - vom Aus für die Studiengebühren bis zum Teilausstieg aus dem G 8 - am Ende widerwillig gefolgt. Viel wichtiger aber ist: Auf die CSU kommt es bei dem Thema nicht an, wenn sich die Stadt weiter am Votum des Münchner Bürgerentscheids gegen die Piste gebunden fühlt. Solange sich die CSU bei dem Thema so schön selbst zerlegt, wird auch OB Dieter Reiter kein Interesse haben, daran etwas zu ändern.

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