Ein Kurzschluss um fünf Uhr Nachmittag am Hauptbahnhof, Schneefall an einem Morgen Ende April - für beides kann die S-Bahn München nun wirklich nichts. Doch für die Folgen ist die Deutsche Bahn sehr wohl verantwortlich: fehlende und falsche Informationen, zu lange Reaktionszeiten auf die Panne, ein krasses Versagen beim Notfallmanagement am späten Donnerstagabend. Viele Ursachen dafür sind hausgemacht - und waren einstmals politisch sogar gewollt.
Denn es ist ja nicht "die Bahn", die für den Zugverkehr zwischen Tutzing und Holzkirchen zuständig ist. Es sind mehrere eigenständige Tochtergesellschaften im privatisierten Gesamtkonzern, von denen die S-Bahn München nur eine ist. Und jedes dieser Unter-Unternehmen muss auf seine Kosten, seine Leistung, auf seine sehr klar abgegrenzten Zuständigkeiten schauen - nicht das Gesamtergebnis für den Fahrgast zählt. Eine der Folgen: EDV-Systeme der Bahntöchter tauschen Daten nicht rechtzeitig genug aus, Informationen bleiben hängen und kommen nicht rechtzeitig und richtig bei dem Fahrgast an, der am Pasinger Bahnhof im Regen steht. Es ist - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Systemversagen, für das Pendler aber sehr viel bezahlen.
Denn selbst die Bahn lässt ja keinen Zweifel mehr daran, dass sie an München sehr gut verdient. Nur leider fließen die Gewinne eben in die Bahn-Konzernkasse und nicht in bessere Leistungen für den Kunden. Das soll endlich mit einem neuen Vertrag zwischen Freistaat und Bahn geändert werden. Schnell besser wird damit gar nichts, so lange es keine neuen Strecken und keinen Tunnel gibt. Solange gehen die Gesellschafter des MVV bei jeder Preiserhöhung auf einem schmalen Grat: Sie brauchen mehr Geld, um das Angebot zu verbessern - doch manche Pendler werden darüber nachdenken, ob es sich im warmen Auto im Stau nicht doch angenehmer warten lässt als auf dem kalten Bahnsteig.