Kommentar:Chaotische Chef-Auswahl

Der Stadt droht bei der Suche nach einer neuen Leitung für das Jugendamt eine Blamage. Daran sind diverse Beteiligte schuld - die nun sehen sollten, dass sich eine Fortsetzung weniger peinlich gestaltet

Von Heiner Effern

Der Stadt droht bei der Suche nach einer neuen Leitung für das Jugendamt ein Fiasko. Wenn kommende Woche der Kinder- und Jugendhilfeausschuss erklärt, dass er die einzig verbliebene Kandidatin für ungeeignet hält, die Behörde mit 1200 Mitarbeitern zu übernehmen, geht das Verfahren wieder von vorne los. Und alles deutet darauf hin, das zeigt auch die jüngste heftige Kritik der Sozialverbände am Vorgehen der Stadt. Damit steht das Jugendamt, das seit gut zwei Jahren wegen einer erkrankten Chefin provisorisch geleitet wird, für viele weitere Monate als führungslose Behörde da.

Zurück bleiben Schäden in beachtlicher Anzahl. Zuerst gilt das für die Bewerberin, die ohne Schuld im Ausschuss wohl ins offene Messer laufen wird. Egal wie kompetent sie auftritt. Aber auch Christian Müller, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, trägt Blessuren davon. Er steht als ein Bewerber da, der es nicht einmal in die Vorstellungsrunde geschafft hat, obwohl seine Parteikollegin und potenzielle Chefin, Sozialreferentin Dorothee Schiwy, bei der Auswahl beteiligt war. Diese wiederum erweckt dadurch den Eindruck, dass sie den sozialpolitischen Sprecher ihrer Fraktion nicht im eigenen Haus haben will. Dazu zeigte sich die SPD konfus. Oberbürgermeister Dieter Reiter, Fraktionschef Alexander Reissl und auch die Münchner Parteichefin Claudia Tausend konnten oder wollten den Prozess offenbar nicht steuern. Und auch Personalreferent Alexander Dietrich (CSU) muss sich ankreiden lassen, dass er den Stadtrat brüskiert, wenn er ihm nur eine Kandidatin zur Auswahl schickt. Das schadet dem Ruf der Stadt.

Spannend wird nun, wie die Verantwortlichen den Schaden reparieren wollen, wenn die Bewerberin tatsächlich durchfällt. Zwei Optionen erscheinen wahrscheinlich: Entweder einigt sich die SPD mit ihrer Sozialreferentin, den Verbänden und der CSU hinter den Kulissen auf Christian Müller als Jugendamtsleiter. Der erklärt früh seine Bewerbung öffentlich, Konkurrenten melden sich daraufhin nicht oder kaum, und das offizielle Verfahren geht schnell über die Bühne. Oder aber Müller erklärt seinen Verzicht. Das wiederum könnte Kandidaten anlocken, die sich der Gefahr einer Parteienmauschelei bisher nicht aussetzen mochten. Das schlimmste wäre eine planlose Neuauflage der Bewerbungsrunde nach altem Muster.

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